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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 5)

Sein graphischer Geist ist sogar erfinderisch und diese rein mit der Federspitze besorgten 
Rokokogärten und ornamentalen Umrahmungen, aber auch der Schick, mit dem Nacktes 
und Drapiertes vorgetragen ist, haben nicht gewöhnlichen Reiz. Manches wirkt sogar ganz 
originell, zum Beispiel ein auf Silhouettenwirkung gestellter Lautenspieler am Fenster, 
mit durchsichtigen Spitzenvorhängen und blau-weiß gemischtem Himmel, oder die famosen 
Porträte in einer Art Ultra-Schwarzweiß (ägyptischer Oflizier, Marquise de R. und andere). 
Für das Porträt in verschiedensten Manieren ist noch ein Spezialtalent vorhanden; eine 
sehr bemerkenswerte Studie dieser Art stellt seinen Vater vor. Was aber besagte Phantasie 
betrifft, ergeht sie sich mit Vorliebe in grotesken Erfindungen von schauerlicher Pikanterie, 
teils mit sozialistischer Pointe, teils mit erotischer Anspielung, teils rein der Vis comica 
zuliebe. Er erfindet sich ganz abenteuerliche Monstra mit einer ganz polizeiwidrigen 
Anatomie, die aber doch etwas Gemütliches haben kann („Das gute Tier" zum Beispiel). 
Diese Karikaturen der Romantik können sich füglich neben denen schon berühmter Satiriker 
des Griffels sehen lassen. Der junge Künstler wird aber doch wohl in ernstere Bahnen ein- 
lenken. Seine Arbeiten in Öl, Aquarell und Pastell zeigen, daß ihm auch die Farbe blüht, 
und seine Stimmungsstudien aus ägyptischen Lehmdörfern sind bereits viel versprechende 
Proben dieser Möglichkeiten. 
LOIS PENZ. Im Österreichischen Kunstverein sah man eine Ausstellung des Tiroler 
Malers Alois Penz, der, ursprünglich Eisenbahnbeamter, durch Selbststudium (Dachau, 
Frankfurt) eine bemerkenswerte Stufe der Kunst erklommen hat. An der großen Zahl aus- 
gestellter Figuren- und Landschaftsbilder, Farbenstudien und Zeichnungen war sein ernstes 
Ringen deutlich zu verfolgen. Von der scharfen Sachlichkeit großer Porträte, die allem auf 
den Grund geht, strebt er immer mehr zu lockerer, luftig im Licht spielender Darstellung. 
Ein „I-Iochsommer" mit besonntem und beschattetem Grün und zwei weiblichen Gestalten 
ist das beste Stück. Der große ornamental umrissene Lichtlieck deutet schon auf Dachau, mit 
unwillkürlich Dillschen Überlieferungen. Doch hält sich Penz davon energisch frei, wie in 
dem vortrefflichen Bilde: „Fischerwirt, Dachau", wo nur die lehmgraue Harmonie auf das 
Lokale hinweist. Andere Einflüsse kommen aus der Galerie, vermutlich unbewußt, ein „Pa- 
storale" und „Allegro" zum Beispiel sind ganz poussinisch entworfen, wenn auch moderner 
behandelt. In gewissen hübschen Kinderköpfchen klingt ein leises Lenbachsches Echo. Im 
ganzen aber strebt der Künstler dem Eigenen zu, mancherlei versuchend und auch eigenes 
l-indend; so in einem „FeldblumenstraulP, in dessen müder Harmonie etwas wie Ent- 
ziehungskur liegt. Auch ein junger Steirer Radierer, Josef Steiner, brachte in dieser Aus- 
stellung seine Erstlinge. Zuerst Schüler Penz', dann im Städelschen Institut weitergebildet, 
hat er ein zierliches, im kleinen hantierendes Wesen, das sich in Landschaft und Archi- 
tektur schon sehen lassen kann. Hoffentlich findet er ein Feld, wo diese Briefmarkenkunst 
nicht verloren ist. 
 
 NACHRICHTEN 
0M STEIERISCHEN KÜNSTGEVVERBE. Schon bei der Gründung des 
Kulturhistorischen und Kunstgewerbemuseums in Graz ist die Pflege des zeitgenös- 
sischen heimischen Kunstgewerbes als eine wichtige Aufgabe dieser neuen Landesanstalt 
erkannt worden. Sowohl bei Abfassung der Baupläne, als auch in dem überaus sorgfältig aus- 
gearbeiteten Einrichtungs- und Aufstellungsplan des Direktors Lacher ist darauf Bedacht 
genommen worden, daß in dem neuen Museumsgebäude den Bedürfnissen und An- 
forderungen der kunstgewerblichen Tätigkeit des Landes Raum zur ersprießlichen Ent- 
faltung gegeben werde, ohne daß hiedurch die Sammlungen des Museums in ihrer Auf- 
stellung und Ausgestaltung beeinträchtigt würden. So sind zunächst vier große, von den 
Sammlungsräumen vollkommen getrennte Säle für wechselnde Ausstellungen bestimmt 
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