Ausstellung im Kunstgewerbemuszum zu Leipzig, Avers und Revers der silbernen Dreifaltigkeitsmedaille Hans
Reichardts des älteren, von 156g (Kat. Nr. x53)
deutschen Bildwirkereien des XVLjahrhunderts, wertvolle Aufschlüsse ge-
bracht. Auch hier war ein lokales Moment der Anlaß zur Ausstellung. Wust-
mann hat seinerzeit archivalische Notizen über den Leipziger Teppichwirker
Seger Bombeck gebracht, von dem uns nun nicht weniger als fünf zum Teil
datierte und signierte Arbeiten vorliegen, die ein klares und wertvolles Bild von
der Art dieses tüchtigen Meisters geben. Die von Dr. Kurzwelly, dem zweiten
Direktor des Leipziger Kunstgewerbemuseums, vorbereitete Arbeit wird alle
Resultate zusammenfassend bringen. Aus dem Besitz des Delitzscher Magis-
trats tauchte ferner ein Bildteppich mit dem kursächsischen Wappen, dem
Monogramm E W und dem Datum 1559 auf, der nach des Leipziger Stadt-
archivars Wustmann Angabe eine Arbeit des Leipziger „Teppichtmachers"
Egidius Wagner ist, welcher am 28. Jänner 1558 in die Leipziger Bürgerliste
eingetragen wurde. Eine Reihe anderer Teppiche aus dem Beginn und der
ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts lassen sich als oberdeutsche Arbeiten er-
kennen, eine derselben mit Wappen Augsburger Geschlechter läßt sich wohl
auf diese Stadt lokalisieren. Fränkisch ist ein bisher ganz unbekannter Gobelin
von Schloß Mespelbrunn im Spessart, ein schon durch seine Dimensionen
imposantes Stück, das 340 Meter hoch und 770 Meter breit ist, nach Kurz-
wellys Vermutungen vielleicht eine Lauinger Arbeit um 1565. Der Teppich
zeigt die Familie des Peter Echter von Mespelbrunn inmitten eines rückwärts
durch Zaun und Rosenbusch abgeschlossenen Gartens. Die Anordnung ist
eine streng symmetrische. Vom Mittelpunkt aus, den ein von einem Pelikan
gekrönter Brunnen einnimmt, steht rechts Peter Echter mit seinen fünf Söhnen
hinter sich, links seine Hausfrau Gertraud mit ihren vier Töchtern. Links und
rechts schließen die Reihe der Diener Michael Vetter und die Magd „Chritina".
Den Hintergrund bildet eine hügelige Landschaft mit Ortschaften, darüber
schwebt in Wolken die Dreifaltigkeit. Über den Figuren sind die Wappen-