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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 6 und 7)

 
 
 
reifen und freien Kunst Geyers, auch tech- 
nisch ein Meisterwerk. Um den ornamental 
mit Muschel- und Laubwerk getriebenen 
ovalen Nabel zieht sich 
eine umgehende liguren- 
reiche Jagdszene. Kava- 
liere zu Pferde jagen mit 
Hunden, Degen und Spieß 
Hirsche und Eber. Den 
Rand zieren in breiten 
eleganten Rollwerkkartu- 
sehen Gruppen kämpfen- 
der Tiere, Cherubimköpfe 
und Mascarons. Diese und 
zwei außerordentlich weit 
hervorspringende Pferde- 
leiber in der Jagdszene 
sind separat getrieben und 
dann aufgenietet. - Aus 
der langen Reihe der tüch- 
tigen Leipziger Goldschmiede des 
XVIl. Jahrhunderts hebe ich noch 
drei hervor, die wohl die bedeutend- 
sten und gesuchtesten waren. Zu- 
nächst Andreas Kaurdorf der ältere, 
welcher 1618 Meister wurde und 
Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig, Si1- aus dessen Werkstätte die bifnföf- 
berner, teilweise vergoldeter Deckelhumpen rnit getrie- - 
benenMeeresgottbeiten undDelphinen, Arbeit des Leip- mlge Abendmahlskanne der Evan- 
zigerGoldschmiedes Hans Scboller, um 1561 (K.Nr.g3) gelischen Hofkirche in Breslau 
stammt, die wir abbilden. Es ist dies 
eine bei den Leipziger Goldschmieden beliebte und öfters vorkommende 
Form. Kräftig ausgebaucht und vergoldet ist sie mit drei musizierenden 
nackten Engeln in Kartuschen getrieben, die bereits den entwickelten Ohr- 
muschelstil zeigen. Näheres über diese Ornamentik mag man in Neumanns 
großem Rembrandt-Werk nachlesen. Der Zwischenraum ist mit Engelsköpfen 
und Fratzen ausgefüllt. Die Deckelbekrönung bildet ein Pinienzapfen. Zu 
datieren ist die Kanne um 1636. 
Aus dem dritten Viertel des XVII. Jahrhunderts stammt ein Abendmahls- 
kelch (abgebildet) des Fürsten Stolberg im Schloß Roßla, der die Form eines 
Glasrömers imitiert. Er ist getrieben mit Engelsköpfen, Früchtenbündeln und 
Palmzweigen, dazwischen sind eine Reihe von Medaillons, Medaillen und 
Plaketten eingesetzt; an der kugeligen Kuppa sind es die Brustbilder Christi 
und fünf protestantischer Theologen aus jener Zeit, am walzenförmigen Schaft 
die Evangelisten, am Fuß ältere Silbermedaillen. Im Boden ist eine Luther-
	        
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