reifen und freien Kunst Geyers, auch tech-
nisch ein Meisterwerk. Um den ornamental
mit Muschel- und Laubwerk getriebenen
ovalen Nabel zieht sich
eine umgehende liguren-
reiche Jagdszene. Kava-
liere zu Pferde jagen mit
Hunden, Degen und Spieß
Hirsche und Eber. Den
Rand zieren in breiten
eleganten Rollwerkkartu-
sehen Gruppen kämpfen-
der Tiere, Cherubimköpfe
und Mascarons. Diese und
zwei außerordentlich weit
hervorspringende Pferde-
leiber in der Jagdszene
sind separat getrieben und
dann aufgenietet. - Aus
der langen Reihe der tüch-
tigen Leipziger Goldschmiede des
XVIl. Jahrhunderts hebe ich noch
drei hervor, die wohl die bedeutend-
sten und gesuchtesten waren. Zu-
nächst Andreas Kaurdorf der ältere,
welcher 1618 Meister wurde und
Ausstellung im Kunstgewerbemuseum zu Leipzig, Si1- aus dessen Werkstätte die bifnföf-
berner, teilweise vergoldeter Deckelhumpen rnit getrie- -
benenMeeresgottbeiten undDelphinen, Arbeit des Leip- mlge Abendmahlskanne der Evan-
zigerGoldschmiedes Hans Scboller, um 1561 (K.Nr.g3) gelischen Hofkirche in Breslau
stammt, die wir abbilden. Es ist dies
eine bei den Leipziger Goldschmieden beliebte und öfters vorkommende
Form. Kräftig ausgebaucht und vergoldet ist sie mit drei musizierenden
nackten Engeln in Kartuschen getrieben, die bereits den entwickelten Ohr-
muschelstil zeigen. Näheres über diese Ornamentik mag man in Neumanns
großem Rembrandt-Werk nachlesen. Der Zwischenraum ist mit Engelsköpfen
und Fratzen ausgefüllt. Die Deckelbekrönung bildet ein Pinienzapfen. Zu
datieren ist die Kanne um 1636.
Aus dem dritten Viertel des XVII. Jahrhunderts stammt ein Abendmahls-
kelch (abgebildet) des Fürsten Stolberg im Schloß Roßla, der die Form eines
Glasrömers imitiert. Er ist getrieben mit Engelsköpfen, Früchtenbündeln und
Palmzweigen, dazwischen sind eine Reihe von Medaillons, Medaillen und
Plaketten eingesetzt; an der kugeligen Kuppa sind es die Brustbilder Christi
und fünf protestantischer Theologen aus jener Zeit, am walzenförmigen Schaft
die Evangelisten, am Fuß ältere Silbermedaillen. Im Boden ist eine Luther-