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Medaille eingelassen, die durch eine vermittels eines Scharniers bewegliche
Silbermedaille Papst Innozenz XI. von 1688 verdeckt ist. Der Kelch ist eine
Arbeit des fruchtbaren Goldschmieds Balthasar Lauch, der 1670 in die Meister-
liste eingetragen wurde.
Als dritter Meister, von dem gleichfalls zahlreiche Arbeiten noch vor-
handen sind, sei Hans Scholler genannt, der 1642 Meister ward und von
dem der hier abgebildete große, walzenförmige, zylindrische Deckelhurnpen
(um 1661) herstammt, welcher dem Kammerherrn von Winckler in Dresden
gehört, ein Werk, das von der Trunkfreudigkeit des XVII. Jahrhunderts schon
durch seine Dimensionen (Höhe 33,4 cm) zeugt. Die Laibung ist in flacher
Treibarbeit mit einem lustigen Zug von Meeresgöttern, Hippokampen und
Delphinen in hochwogender See bedeckt. Die Wölbung des Fußrandes und
des Deckels trägt naturalistische Blütenzweigfriese. Den kugelförmigen
Deckelknauf bekrönt ein Putto mit einer Girlande. Eine Gravierung um die
Öffnung„Sibylla Winckler geborene Henninger anno 1671" bezeugt, daß der
Humpen seit seiner Entstehung im Besitz
derselben Familie war.
Wissenschaftlich von höchstem Werte
ist die erstmalige Zusammenstellung der Me-
daillen des älteren Hans Reinhardt. Die be-
rühmte Dreifaltigkeitsmedaille desselben, ein
Meisterwerk deutscher Goldschmiedekunst,
ist längst berühmt und bekannt. Ältere
numismatische Werke bilden sie ab, das
Monogramm I-R allerdings wurde früher auf
einen Hans Reitz oder Rietz gedeutet, bis
Gersdorf in den „Blättern für Münzfreunde"
1872 den wackeren Leipziger Goldschmied
in seine Rechte einsetzte. G. Wustmann hat
dann im ersten Band des „Kunstgewerbe-
blattes" (1835, Seite 161 ein reiches „ur-
kundliches Material über Reinhardt veröffent-
licht. Lepzcy hat in den Mitteilungen des
k. k. Österreichischen Museums die Theorie
eines Aufenthalts von Reinhardt in Wilna
aufgestellt. Endlich hat Dr. Julius Cahn in den
„Blättern für Münzfreunde" 1905, Seite 333gff.
zum ersten Male .auf die verschiedenen Typen
dieser Medaille aus den Jahren 1544, 1561,
1569 und 1574 sowie die Kopien aus dem
' XVII. Jahrhundert aufmerksam gemacht und Ausstellung im Kunstgmmbemuseum zu
das bisher einzig bekannte Exemplar von 1561 Leipzig, Silberner vergoldeter Abend-
. . . . mahlskelch "n Rörnerform, A bei: des
abgebildet. Die Leipziger Ausstellung hat nun Leipzigerqofdschmiedes BauhasLrLluch,
noch eine neue Variante aus dem Jahre 1556 um 1696 (KamNnGE)