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blatt und dieses wieder der großen Blütenranke, beziehungsweise der
einzelnen Blüte. In die Mitte des XVIII. Jahrhunderts fallen auch mehrere
gute Arbeiten mit Reliefauflagen und solche keramischer Plastik. Eine
gedeckelte, von einem liegenden Löwen gekrönte Terrine, ein Salzfäßchen
in Gestalt einer Bäuerin und die Figur eines oberösterreichischen Kretins
werden hier abgebildet. Die letztgenannte drollige Plastik hat noch einen
besonderen Reiz darin, daß die Figur in der rechten Hand einen blau und
weiß marmorierten Gmundener Krug mit dem typischen wulstartigen, im
unteren Ansatz aufgerollten Henkel hält.
Das ausgehende XVIII. Jahrhundert
wählt die einzelne Blüte oder den Blumen-
strauß als Schmuck für den Tellerrand,
zuweilen auf gitterartig gezeichnetem
Grund. Die Figürliche Malerei hat größten-
teils religiösen Charakter; Typen aus dem
Volk, Figuren einzelnerTiere, Landschaften
etc. sind selten. Auch bei den Krügen und
Humpen findet der vorerwähnte Gitter-
grund Anwendung, entweder das ganze
Gefäß oder nur einen Teil der Wandung
in Art eines Bandes, auf dem mehrere
Medaillons angeordnet sind, überziehend.
Bei den Krügen zeigt sich nun häufiger
der schon bei den Erzeugnissen aus der
Mitte des XVIII. Jahrhunderts vereinzelt
auftretende sogenannte Wiener Rand. Es
ist ein Motiv von Festons, in einfachster
Weise dargestellt und entlehnt dem Wiener
Porzellan, wo es ausgiebigste Verwen-
dung fand. Es bildet bei den Gmundener
Arbeiten den unteren Abschluß der in
bunten Farben ausgeführten Darstellung.
Um 1790 wechselt der bauchige, birn-
förmige Krug die Gestalt und es entsteht
der zylindrische, bei weitem mehr mundgerechte Trinkhumpen. Ansichten
des Traunsees, solche der Stadt Gmunden und des Schlosses Ort, Kahn-
fahrer, Typen der Bewohner des Kammerguts verdrängen nun nahezu
gänzlich die religiösen Darstellungen. Das Treiben und Leben der Leute
schildert uns am besten in der Zeit 1830 bis x85o der Malergeselle Josef
Triesberger mit seinen originellen Arbeiten. Über diesen Gesellen, mit dessen
Tod die Gmundener Bauemmajolika ihr Ende fand, wird noch später aus-
führlicher zu erzählen sein. Hinsichtlich der Formen haben wir noch nach-
zutragen, daß die Gestalt des I-Iumpens sich nach X800 etwas ändert, indem
die Mündung um ein Geringes eingezogen wird.
Humpen mit Kahnfahrt, bezeichnet 1798