410
Pflanzenmotiv, die sich in ganz hervorragendem Maße bei den Winterthurer
Fayencen des XVII. Jahrhunderts äußert. Die gleichen Mittel und Vorwürfe
treffen wir nun bei den ersten Arbeiten der Gmundener Hafner. Die Schüssel
im Museum zu Ischl mit der Darstellung eines Trommlers und dem begleiten-
den Text: „lch Will Diech Drumbell Rirn, Wier Miessen Mösicieren, Rundt,
Pundt, Pum" und 163g datiert, gehört in diese Richtung. Viel früher werden
wir die Majolika in Gmunden kaum ansetzen dürfen. Intensiver äußert sie
sich um die Mitte des XVII. Jahrhunderts mit ihren Gefäßen und Schüsseln,
bei welchen sich die Malerei auf stilisierte Blumen und Ranken beschränkt.
Deutlich tritt hier das Bestreben der Werkstätten zu Tage, eine schöne und
reine weiße Glasur zu erzeugen und auf diese mehr Wert zu legen als auf
die Bemalung mit bunten Farben.
Daher ist auch letztere in den
meisten Fällen eine spärliche,
beschränkt sich auf einzelne in
blauer, gelber und grüner Farbe
ausgeführte Blumen am Rande
der Schüsseln oder auf der vor-
deren Wandung der Krüge. Die
hier abgebildeten Stücke mit den
Besitzernamen „Marthin Brims"
und „Hans Scharinger" sind 1668
und 1651 bezeichnet und gute
Beispiele für diese Epoche. Gegen
Ende des XVII. Jahrhunderts
wächst die Freude an den Farben
und es tritt die weiße Fläche
zurück. Ein hoher Krug im Salz-
burger Museum, bei dem der stilisierte Blumendekor bereits über die gesamte
obere Hälfte der Krugwandung gezogen ist, bringt dies zur Anschauung. Ein
noch späteres Stück ist die Flasche mit den Braueremblemen im Museum
zu Linz. Damit nähern wir uns dem Beginn der Großindustrie, der Beteiligung
mehrerer Werkstätten an der Erzeugung und der massenhaften Herstellung.
Uber die Fabrikate werden wir später zu sprechen haben und lassen im
nachstehenden vorerst die Zunftordnungen und die Geschichte der Gmundener
Hafnerhäuser sowie die Reihe der Meister folgen, deren Kenntnis zum Ver-
ständnis des ganzen Betriebs unerläßlich scheint.
Gedeckeltes Gefäß in Pinienzapfenform. Um 1630
II. ZUNFTORDNUNG, LOHNVERHÄLTNISSE, HERBERGE, VER-
TRIEB DER WAREN.
Die Meister des Handwerks waren samt ihren I-Iilfsarbeitern „von alters-
her", wie dies auch mit den Hafnern der übrigen sechs landesfürstlichen
Städte ob der Enns der Fall gewesen, der Welser Hafnerzunft einverleibt