die wir nicht zur Ausstellung bringen konnten, sind nach unserer Kenntnis
die besten Ulmer Stücke in Wiener Privatbesitz. Ob das vergoldete Trink-
gefäß in Gestalt eines Pelikans, welches dem kaiserlichen Hause gehört,
Ulmer Arbeit ist, mag dahingestellt bleiben. Interessant sind die ausgestellt
gewesenen beiden Objekte aus fürstlich Liechtensteinschem Besitz: eine
Deckelkanne von AR und eine Trinkschale von G P (Rosenberg 1692), von
welchem auch Dr. Pappenheim einen Becher auf Kugelfüßen hat.
In Straßburg, wo 1362 die Zunft begründet wird, wurde schon im
folgenden jahre festgesetzt, daß die Goldschmiede ein gemeinsames Zeichen
haben sollen; daneben hatten die Geschwornen das Stadtzeichen anzu-
bringen. Man ist also früh darauf bedacht, die Qualität des Materials und der
Arbeit sicherzustellen. Bald gewinnt Straßburg Einfluß auf den gesamten
Gewerbebetrieb des Oberrheins; Speier, Freiburg, Metz richten sich im
XV. Jahrhundert nach der Straßburger Ordnung. Lange dienen der Straß-
burger Zunft andere Handwerke, wie die Maler, Schilterer, I-Iarnischer,
Armbruster, Goldschläger. 1520 kommen auffälligerweise auch die Buch-
drucker hinzu; es wird begreiflich, wenn wir bedenken, daß Gutenberg
ursprünglich Goldschmied war und der Goldschmied Dünne ihm die ersten
Buchstabenstempel und der Mainzer Goldschmied Fust die ersten Metall-
lettem geschnitten hat. Ich verweise auf
das mehrfach genannte Buch von Hans
Meyer, der uns auf Grund alter einschlägiger
Urkunden ein deutliches Bild der Straß-
burger Zunft von ihrem Entstehen bis 1681
entrollt. Er entwickelt die Ursachen ihres
allmählichen Verfalls aus der Erstarrung
des Zunftrechts, zeigt aber auch die Quellen
der Stärke der Organisation im XV. und
XVI. Jahrhundert; sie machte damals
weniger in Politik als die Zünfte anderer
deutscher Städte. In ihrer besten Zeit, im
XVI. Jahrhundert, wies sie einen mittleren
Bestand von 50 bis 60 Meistern auf, im
XVII. jahrhundert aber sank er auf I 5, und
erst der Eintritt der Stadt in die französische
Machtsphäre und die Durchdringung des
Straßburger Gewerbelebens mit den Auf-
fassungen der französischen Wirtschaft
brachte auch der Goldschmiedekunst wieder
neuen Aufschwung. Unsere Ausstellung
brachte zwei gute Stücke aus dem XVII.
Jahrhundert, einen Bechervon 1655 (Samm- Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im
lung Alfons Freiherr von Rothschild) und k.k.Österr.Museum,Deckelbiichsevon einem
_ Reiseservice von JH (John Harvey?), eng-
einen Deckelkrug von 1654 aus dem Besitz lisch, XVIILJzhrh, zweite Hälfte (K.Nr.838)