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Full text: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 8 und 9)

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nicht annähernd auf historische Vollständigkeit Anspruch erheben, aber 
sie war ausgezeichnet durch Kollektionen und Einzelstücke ersten Ranges, 
und das Interesse, das sie um ihrer selbst Willen erregte, ward erhöht durch 
die Freude, daß das heimischer Besitz ist, und durch die persönlichen und 
geschichtlichen Erinnerungen, die sich an diese Kunstwerke knüpfen. Das 
Empire überwog und offenbarte aufs neue seine technischen Reize; aber 
auch Louis XV. und Louis XVI. und der Stil der Restaurationsepoche waren 
durch einzelne Meisterwerke vertreten. Trotz aller Verheerungen, welche 
Luxusverbote, Stilwandel, Kriegsnot und Revolution angerichtet haben, liegt 
die Geschichte der französischen Goldschmiedekunst, von vielen gelehrten 
Ausstellung alter Goldschmiedearbeiten im k. k. Österreichischen Museum, Tasse von Biennais, Paris, XIXJahr- 
hundert, Anfang (Kat. Nr. 759) 
 
Kennern bearbeitet, deutlich vor unseren Augen, und wer Stilentwicklung 
und die Technik der Kleinkünste verstehen lernen will, kann an ihr nicht 
vorübergehen. Und mehr noch als anderwärts spiegelt sich hier der Geist 
der Zeiten, die Seele der führenden Gesellschaft, die Kultur des Salons, Esprit, 
Koketterie, Galanterie, Prunkliebe. Sie kommen dem Talent der Meister 
entgegen und empfangen von ihm immer neue Anregungen, ästhetische Ver- 
tiefung und Verfeinerung der Sitten. Das Eigentümliche der Goldschmiede- 
kunst in Frankreich seit Louis XIV. ist das Zusammenarbeiten ihrer Meister 
mit Architekten, Bildhauern, Malern. Auch hier hat Lebrun, der mächtige 
Kunstdespot, den stärksten Einfiuß genommen, und er hat für die ganze weitere 
Entwicklung den Weg gewiesen. 
Ein anderes Merkmal, welches die französische vornehmlich von der 
deutschen Entwicklung der Kunst unterscheidet, ist die Führung seitens der
	        
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