Deutsche die Frau erfreuen will, so verehrt er ihr ein Wöchnerinnenservice,
wie Augsburg sie in so großer Zahl hervorgebracht hat. Voll Bewunderung
stehen wir vor dem Wiederaufleben der Goldschmiedekunst Frankreichs unter
Napoleon, dem Konsul und Kaiser, der scheinbar aus dem Nichts, aus der
völligen Vernichtung und Verödung der Revolutionstage, diesen Zweig des
Kunstlebens zu neuer herrlicher Blüte gebracht hat, von einem Jahr zum
andern, durch seinen unbeugsamen Willen, nicht aus ästhetischer, sondern
aus sozialpolitischer Erkenntnis und mit weiser Rücksichtnahme auf die
großen künstlerischen Traditionen seines Volkes.
Das alles hat uns die französische Gruppe unserer Ausstellung wieder
recht deutlich gemacht. Rokoko und Louis XVI. repräsentierten ein Essig-
und Ölständer, eine Bonbonniere und Untertasse von Ferrier aus Bour-
goingschem Besitz, die bereits erwähnte Straßburger Toilette der Frau
Erzherzogin Maria Josefa, die Auerspergsche Kanne und Deckelschale und
einiges wenige andere. Das Empire hingegen zeigte den wundervollsten
Reichtum der Formen und künstlerischen Individualitäten.
Und alles atmete Geschichte, so das Vermeilservice des Herrn von
Metaxa, Samovar, Vasen, Schalen, Becher, Kasserolen in jenen edlen Bil-
dungen, wie sie das französische Empire einleiten; es war Leuchtenbergscher
Besitz. Dann die Arbeiten von Biennais und dem Stab seiner Genossen
und von Grangeret: die Figdorsche Platte, die Toilettegarnitur der Fürstin
Montenuovo, die Kassetten mit Nähgeräten und Instrumenten zur Zahnpflege
aus dem Besitz der Kaiserin Maria Louise, das dem k. k. Österreichischen
Museum gehörige Reiseservice des Königs von Rom (das ich in Band VII,
Heft 6, dieser Zeitschrift beschrieben habe), und das an 200 Gegenstände
umfassende Reisenecessaire der Stephanie von Baden, das jetzt der Gräfin
Festetits-Hamilton gehört, mit Spiegel, Waschbecken, Kaffeeservice, Puder-
büchsen, Parfümi-laschen, Leuchter, Nähzeug, Eßbesteck, ebenfalls von
Biennais und einem unbekannten M J C G. Auch die dem Direktoire ange-
hörige Zuckervase und Schokoladekanne des Grafen Latour, die Kandelaber
des Grafen Stürgkh und eine reiche Kollektion von Bestecken aus ver-
schiedenem Besitz fesselten unser ganzes Interesse. Wie ganz anders man
dann in den Tagen des wiedererstandenen Königtums fühlte und schuf,
konnte nichts besser verdeutlichen, als ein Blick auf die Vermeilmesser von
Delporte mit französisch-biedermeierischen Emailgriffen und das Frühstück-
service von 1838, ein Geschenk des Herzogs von Orleans an den französischen
Gesandten Baron de Bourgoing - Neorenaissance vor siebzig Jahren, die
außerhalb Frankreichs erst ein Menschenalter später zu vorübergehender
Herrschaft gelangte.