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Diese Möbel bedurften zur Sicherung der Fugen und Bretter unumgäng-
lich der schmiedeisernen Beschläge, die sich langgestreckt über die Flächen
hinzogen. Schon das XIII. Jahrhundert hat diese technische Notwendigkeit
zur Kunstform ausgestaltet. Der Eisenbeschlag konnte sich im spätromani-
sehen Möbel um so reicher entfalten, als die ihn einengende Schnitzkunst
sich des weltlichen Mobiliars erst im XIV. Jahrhundert bemächtigte.
Das beste und bekannteste Beispiel der Art aus der ersten Hälfte des
XIII. Jahrhunderts ist die schon mehrfach veröffentlichte Truhe aus der
Abtei St. Denis im Musee Carnavalet zu Parisfk deren Beschlag den Ein-
l-luß des hervorragendsten Denkmals romanischer Schmiedekunst, der Türen
von Notre-Dame in Paris, verrät. Eng verwandt ist die von Metman und
Briere zuerst abgebildete Truhe, die mit der Sammlung Peyre dem Pariser
Niederrheinische Bauermruhe,
XIV. Jahrhundert, Kunstgewerbemuseum in Cöln
Musee des Arts decoratifs einverleibt wurde "H (Abbildung Seite 483).
Ähnliche Truhen bewahren noch die Kathedrale von Noyon und das South
Kensington Museum.
Die Heimat solcher Möbel war nicht auf Frankreich begrenzt. Viollet
le Duc hat im Dictionnaire du Mobilier francaistl" eine englische Truhe ver-
öffentlicht; auch die Türbeschläge der Kirche in Leighton Buzzard und im
Merlton College zu OxfordT sowie aus der Schatzkammer der Lütticher
Kathedrale H- lassen eine ganz analoge Entwicklung des Schmiedeisens
außerhalb Frankreichs erkennen.
Daß auch die deutsche Tischlerei und Schmiedekunst in der gleichen
Richtung tätig gewesen sind, das bezeugt nebst einer Tür im Dom von
" Vergleiche Champeaux, Le Meuble, I, Figur 8; Molinier, Histoire genersle des Ans, II, Seite 14;
Hinhs Formenschatz, 1905, Nr. x38.
"k" Metman et Briere: Musee des Ans däcoratifs; L: Bois, P1. 1., N0. 5.
"N Viollet le Duc, l. c. I, Seite 24.
1' Digby Wyatt, Metal Werk, Pl. 8 und Pl. 34.
H Ysendyck, Monuments classes; Pentures, Pl. 18.