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Braunschweig eine Reihe niederrheinischer Truhen mit Eisenbeschlag, die
zwar insgesamt bereits der Gotik angehören, deren Stil aber nur durch die
Voraussetzung romanischer Vorläufer zu erklären ist. Davon besitzt das
Cölner Kunstgewerbemuseum drei Stück, je eins die an interessanten nord-
deutschen Möbeln überaus reiche Sammlung C. Roettgen in Bonn und das
Museum des Zentralgewerbevereins in Düsseldorf. Alle diese sowie ein paar
noch im Kunsthandel befindliche Truhen derselben Gattung sind auf der
linken Rheinseite in der Gegend um Düren und Krefeld immer in bäuerlichem
Besitz gefunden worden.
Vergleicht man mit der romanischen Truhe der Sammlung Peyre die
Abbildung einer Truhe des Cölner Kunstgewerbemuseums (Abbildung
Seite 482), so ist in der gleichen Anordnung der von unten und von den
Truhe vom Niederrhein, XV. jahrhundert, Sammlung Roettgen in Bonn
Seiten her über die Vorderfläche laufenden Eisenbänder das Nachleben
einer romanischen Überlieferung unverkennbar. Die einfache Form der
rheinischen Beschläge, so sehr sie auch hinter den kunstvoll gewundenen
und gefurchten Eisenbändern der Pariser Truhen zurückstehen, bedeutet
nicht eine ländliche Verkümmerung der letzteren, sondern sie ist romanischer
Abstammung so wie sie ist. Sie entbehrt nicht eines sicher romanischen
Beweisstückes aus dem XIII. Jahrhundert: die Bänder des Sakristeischranks
der Kathedrale von Bayeux" endigen in genau dieselben mageren Lilien
mit den durch runde Nagelköpfe niedergehaltenen Spitzen, welche für die
ganze Gruppe dieser niederrheinischen Möbel kennzeichnend sind. An einer
anderen Truhe des Cölner Museums (Abbildung Seite 484) hat sich die alte
schöne Schwingung der Lilienblätter, die dem ursprünglichen Motiv Reiz
verlieh, noch wohl erhalten. An demselben Stück finden wir auch noch die
über die Fläche verstreuten Nagelköpfe, welche auf der Truhe von St. Denis
"' Vergleiche Viollet le Duc, Dictionnaire du Mobiliar francais, I. Abbildung 7.