als Zierat verwendet sind und als eine
weitere Reminiszenz romanischer Eisen-
behandlung die an den verdickten Abzweig-
stellen der Äste eingeschlagenen Linien-
muster. Da dieses Möbel nur sparsam mit
Eisen beschlagen ist, blieb Raum genug
übrig, um flach und dünn eingeschnittene
lineare Ornamente, Kreise und Rauten anzu-
bringen. Da nun die romanische Tradition
hier so treu gewahrt ist, könnte man auf die
Vermutung kommen, daß diese Gattung
wirklich noch dem XIII. und nicht dem XV.
Jahrhundert angehört. Das erweist sich aber
als nicht haltbar. Auf einem cölnischen Ge-
mälde derVerkündigung im Erzbischöflichen
Museum zu Utrechtl ist eine solche nieder-
rheinische Truhe mit den kennzeichnenden
Eisenbeschlägen abgebildet; das Gemälde
stammt aus den Jahren um 1400. Eiserne
Türbeschläge gleicher Form befinden sich
auch in der Martinskirche zu Oberwesel am
Rhein," die im XV. Jahrhundert erbaut
worden ist. Dann sind zwei Truhen unserer
Gruppe, diejenige der Sammlung Roettgen
(Abbildung Seite 485) und eine im Kunstgewerbemuseum der Stadt Cöln, mit
kräftig eingeschnittenen kreisrunden Rosetten geschmückt, deren Stilisierung
auf das XV. Jahrhundert hindeutet. Auch wenn man sich für das XIV. Jahr-
hundert entscheidet, befinden wir uns doch mitten in der Gotik, keinesfalls
mehr im Zeitalter der romanischen Kunst. Für die Spätgotik spricht schließlich
ein Argument, das sich nur vor dem Original aufweisen läßt, die völlig
glatt erhaltene Oberhaut des Eichenholzes. Danach sind die uns erhaltenen
Beispiele frühestens in das XIV. Jahrhundert zu setzen. Daraus ergibt sich
ferner, daß sie in einem ländlichen Betrieb geschaffen sein müssen; denn nur
ein solcher konnte in den Eisenformen wie in dem glatten Bretterbau die roma-
nische Überlieferung durch zwei Jahrhunderte mit solcher Zähigkeit festhalten.
Diese Truhen bieten uns die Möglichkeit die richtige Zeit- und Orts-
bestimrnung vorzunehmen für einen sehr altertümlichen Schrank (Abbildung
Seite 486), den F. Luthrnerlwl" für das frühe Mittelalter vor 1250 in Anspruch
genommen hat. Obwohl er sich gegenwärtig in Österreich im Besitz des
Grafen Hans Wilczek befindet, ist er doch den niederrheinischen Truhen
anzureihen. Zunächst spricht für die Zugehörigkeit zur selben Gattung die
" Scheibler und Aldenhoven, Cölner Malerschule, Tafel 3a.
"i" Abgebildet bei]. Raschdorff, Deutsch: Schmiedewerke, V. 5.
"H" Luxhmer, Deutsche Möbel der-Vergangenheit, Seite n. Abgebildet zuerst bei].v.Falke, Mineralterliches
Holzrnobiliar, Tafel VIII, I.
Schrank mit Eisenbeschlag, XIVJahrhundei-t,
Graf Wilczek