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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 8 und 9)

Form der Eisenbe- 
Schläge; dann sind 
in den Scheiben, 
welche wie Ohren 
über den Giebel des 
Schrankes hinaus- 
ragen, dieselben Ro- 
setten aus dünnen 
Linien eingeschnitten, welche 
die Fußbretter der auf Abbil- 
dung Seite 484 dargestellten 
Dürener Truhe in Cöln ver- 
zieren. Schließlich ist der Auf- 
bau der Schrankvorderseite aus 
zwei breiten, die Füße bildenden 
Seitenbrettern und zwei ohne 
trennendes Rahmenholz über- 
einander stehenden Türen von Richam Jakißchßcco n. 
mäßiger Breite für die meisten 
niederrheinischen und westfälischen Bauernschränke des Mittelalters und 
ihre späteren Nachläufer geradezu typisch geblieben. Nur der obere Giebel- 
abschluß mit dem Satteldach hat über das XIV. Jahrhundert hinaus nicht 
fortgelebt. Aber noch erhaltene Giebelschränke, nämlich die zwei großen 
Sakristeischränke der Kathedrale von Noyon und des Doms in Brandenburg 
an der Havel, weiters ein eisenbeschlagenes Exemplar und ein kleines 
Wandschränkchen mit durchbrochen geschnittenem Maßwerkf beide in der 
Sammlung des Grafen Wilczek, gehören teils noch dem XIIL, teils dem 
XIV. Jahrhundert an. Man muß danach den niederrheinischen Schrank des 
Grafen Wilczek zeitlich an den Anfang unserer Möbelgruppe stellen. 
Gegenüber der von verschiedenen Seiten vertretenen Behauptung, daß 
die Kastenmöbel des Mittelalters ursprünglich in der Regel bemalt gewesen 
seien, ist die Tatsache beachtenswert, daß die hier besprochenen Truhen 
keinerlei Farbspuren aufweisen und nach ihrer Patina auch niemals bemalt 
gewesen sind, obwohl die Truhenabbildung auf dem erwähnten Gemälde im 
Utrechter Museum roten Anstrich zeigt. Die Annahme der Farbigkeit mittel- 
alterlicher Möbel, die sich sowohl auf die Sakristeischränke von Bayeux, 
I-Ialberstadt und Noyon, als auf . die Anweisungen in des Theophilus 
Diversarum artium schedula stützen kann, ist nur gültig für die Zeit bis zur 
Frühgotik, so lange die Möbel glattliächig waren; darüber hinaus gilt sie nur 
noch für die Flachschnittarbeiten der Alpenländer. Sobald die plastische 
Schnitzerei die vorherrschende Verzierungsart der Schränke und Truhen 
wird, also noch im XIV. Jahrhundert, hat die Möbelmalerei als Regel ihre 
Rolle ausgespielt. Es haben sich zwar manche Kastenmöbel des XV. Jahr- 
)" Abgebildet bei J. v. Falke, Mittelalterliches Holzmobiliar, T. VIII, z, 3. 
 

	        
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