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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 8 und 9)

 
Richard jakitsch, Segriender Erlöser, Mausoleum Kottulinsky in Neudau 
doch in ihr selten zu finden ist, das ist der große Auftraggeber. Die Aus- 
führung einer plastischen Idee ist meist eine kostspielige Sache, die Verkaufs- 
chancen für unbestellte Skulpturen sind sehr geringe. S0 kommt es, daß viel 
weniger Künstler sich der Bildhauerei zuwenden können als den Schwester- 
künsten, und diese meist der befruchtenden Möglichkeit entbehren müssen, 
ihre Werke in edlerem Material als Gips oder Ton ausführen zu können. 
Das können nur jene, die nahe sind dem Gipfel künstlerischen Ruhmes 
oder solche, denen ein glückliches Geschick schon früh das Wohlwollen 
eines kunstverständigen Mäcens zu teil werden läßt. 
Zu diesen Glücklichen gehört ein junger steirischer Künstler, Richard 
jakitsch", dem es in jüngster Zeit gegönnt war, einen Teil des plastischen 
Schmuckes für das Mausoleum des dahingeschiedenen Grafen Adalbert von 
Kottulinsky zu schaffen. Wie der Künstler diese Aufgabe gelöst hat, soll 
im folgenden dargetan werden. Vorher mögen aber einige frühere Werke 
herangezogen werden, um einen Blick in die Entwicklung des jungen Pla- 
stikers zu geben und vor allem zu zeigen, wie der religiöse Zweck ihn zu 
strengerer Stilisierung vermocht hat, obwohl seine Kraft und Neigung vor- 
zugsweise wohl auf das Darstellen starker Affekte abzielt. 
Dies zeigt sich schon in seinen frühesten Arbeiten, die einen großen 
Zug in der Auffassung der Aufgabe, zugleich eine gewisse Rücksichtslosigkeit 
im Naturalismus zeigen. In der lebensgroßen Gruppe „Schiffbrüchig" sind 
zwei männliche Figuren vollständig freiräumig zu einem unentwirrbaren 
Knoten zusammengeballt. Das Postament wird durch eine sich überschlagende 
Welle gebildet, auf der die Balken eines geborstenen Schiffes treiben. Die 
eine der Figuren steht hoch aufgerichtet, den Arm um den Rest des Mastes 
geklammert und Heht inbrünstig und zuversichtlich mit zusammenge- 
krampften Händen zum Himmel. Die zweite hockt zu Füßen der ersten, 
zwischen ihre Beine hineingedrängt, klammert sich an ihr Gewand und 
' Geboren in Graz x872; er absolvierte 1891 die Fachschule für Modelleure an der dortigen Staats- 
gewerbeschule und bezog dann die Akademie der bildenden Künste in Wien.
	        
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