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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 8 und 9)

seiner Kleisterpapiere bemerkenswert: Das Papier wird gestrichen und dann mannigfach 
geknickt oder gefaltet, wodurch das Muster entsteht. Auch in der Herstellung von auf- 
gespritzten Mustern, zum Teil mit Verwendung von Säuren und Salzen, verdanken wir ihm 
einige gelungene technische Versuche. Solche sind von Poeschel ebenfalls mit Erfolg 
angestellt worden. 
Die alten Modeldruckmuster sind von Emil Rudolf Weiß mit großem Erfolg wieder 
aufgenommen worden. Er übertriEt 0B: die alten Muster, teils in der alten Holzschnittmanier, 
teils in der neueren Steindrucktechnik arbeitend. Diese hat den Modeldruck mehr und 
mehr verdrängt. Sie wird von vielen Künstlern, wie Hupp und dem Karlsruher Künstler- 
bund mit Erfolg angewendet. Die Fabrik von l-Iochdanz in Stuttgart hat ebenfalls sehr 
schöne Beispiele von Buntpapieren in Steiudruck geliefert. 
Daneben werden jetzt vereinzelte Versuche mit Drucken von geschnitzten Linoleum- 
platten und Schablonen angestellt. Eine Kollektion von schablonierten Mustern, die an der 
Unterrichtsanstalt des königlichen Kunstgewerbemuseums in Berlin in der Fachklasse des 
Professor Orlik angefertigt wurden, sind besonders gelungen. Einen hervorragenden Platz 
unter diesen neuen Versuchen nehmen die Stempelmuster des Fräulein M. von Uchatius 
ein, die mit sicherem dekorativen Gefühl die Fläche mit lustigen Tieren belebt. Eine 
stattliche Anzahl von Arbeiten talentierter Kunstgewerbeschüler sagt uns, daß ein kräftiger, 
gut geschulter Nachwuchs da ist, der die künstlerischen Bestrebungen unserer Zeit auf- 
nimmt und weiter verarbeitet. 
Angesichts der meist übel beratenen Industrie und der glänzenden Leistungen einzelner 
Künstler ist es nur zu wünschen, daß sich die Vereinigung von Kunst und Handwerk recht 
bald vollzieht und künstlerische Kräfte von den industriellen Unternehmungen als Beiräte 
oder Leiter zugezogen werden. Dann werden die geschmacklosen Artikel mehr und mehr 
vom Markt verschwinden und die künstlerischen Produkte werden nicht nur dem begüterten 
Liebhaber, sondern dem ganzen Publikum erreichbar sein. 
Berlin Dr. Rudolf Bernoulli 
UR BUNTEN HAFNERKERAMIK DER RENAISSANCE IN SALZ- 
BURG. ImIXJahrgang dieser Zeitschrift habe ich bei der Besprechung des prächtigen 
Werkes, das mein Freund Alfred Walcher von Moltheim über die in der Überschrift ange- 
deutete, bis dahin so wenig bekannte Gruppe bunter deutscher Hafnerarbeiten geschrieben 
hat, auch den jetzigen Aufenthaltsort eines interessanten Reliefs nachgewiesen, das seit 1872 
verschollen war und eine Arbeit des besten Salzburger Töpfers in der zweiten Hälfte des 
XVI. Jahrhunderts, des Meisters I-R ist. Dieses Relief ist in der Sammlung des Herrn von 
Lanna in Prag. Nun hat Architekt J. Leisching in einer Besprechung dieser Samm- 
lung (Mitteilungen des mährischen Gewerbemuseums in Brünn 1907, Seite 4x) dieses 
Relief abgebildet und einem Meister Hans Rogel zugeschrieben. Im Texte wird unter Be- 
rufung auf Walcher und mich diesem Hans Rogel ohneweiters die gesamte Tätigkeit des 
Meisters I-R gegeben. jaennicke und Demmin haben uns nun rnit einer so reichen Auswahl 
keramischer Mythen beglückt, daß es wohl berechtigt ist, diese neue oder eigentlich schon 
35 ]ahre alte, wenn auch bisher nur handschriftlich existierende Hans Rogel-Mythe zu 
zerstören. Walcher nennt diesen Namen nirgends, im Gegenteil, er konstatiert ausdrück- 
lich, daß leider kein Töpfername in den Akten der Salzburger Innung vorkommt, der auf 
den Meister I-R paßt und erklärt diesen befremdlichen Umstand damit, daß letzterer wohl 
Stiftshafner gewesen sei, also eine analoge Erscheinung wie die hofbefreiten Goldschmiede, 
deren wir am kaiserlichen Hofe eine Reihe kennen und die von der Punzierung entbunden 
waren. Woher hat nun J. Leisching seinen Hans Regel? Dieser Name steht, soweit ich 
mich erinnere, mit Bleistift in moderner Schrift auf der Rückseite des Reliefs vermerkt und 
geht wohl auf den Vorbesitzer oder den Verfasser des Auktionskatalogs Koller zurück, der 
unter den zahlreichen lrR-Monogrammisten bei Nagler sich den ihm Geeignetsten heraus- 
suchte, den biederen Augsburger Formschneider Hans Rogel, welcher mit der Keramik
	        
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