unserer Ansicht
nach wiederum
maßgebend ge-
wesen für die
Musterung einer
Gruppe vonTep-
pichen, die be-
sonders häufig
von Vorderasien
nach Europa aus-
geführt worden
sind und sich
noch in großer
Menge, vor allem
in Italien, erhal-
ten haben. Bode hat nachgewiesen, daß sie am frühesten auf Bildern der
venezianischen Schule des beginnenden XVI. Jahrhunderts, spätestens am
Ende des folgenden Jahrhunderts in der holländischen Malerei vorkommen.
In den früheren Exemplaren dieser Teppichgattung ist in dem beim ersten
Blick regellosen Flechtwerk, das sich gelb von rotem Grund abhebt (Abb. x4),
doch noch das geometrische, kleinasiatische Grundschema, das aus Achtecken
und vierarmigen Kreuzen besteht, genau zu erkennen; aber die Grundformen
sind durchbrochen und aufgelöst in Bänder und arabeskenartige Formen,
deren Zusammenhang mit stilisierten Buchstabenformen, wie wir sie oben
(vergleiche Abb. 8) kennen gelernt haben, unverkennbar ist. Anfänglich zeigen
diese Teppiche in der Borte noch Bandwerk, das aus kufischen Schriftzeichen
entstanden ist, bis dieses im Laufe der Zeit fremden, aus Persien importierten,
vegetabilischen Motiven, auch dem Wolkenband Platz machen muß.
Im Rahmen dieser Studie ist es nicht möglich, an weiteren Beispielen
den Zusammenhang der späteren kleinasiatischen Teppiche mit ihren mittel-
alterlichen Vorläufern nachzuweisen. Es mag zum Schluß noch ein aus der
Bodeschen Sammlung stammender Teppich des Kaiser Friedrich-Museums
herangezogen werden (Abb. 13). Die Borte, die hier die geometrischen Ge-
bilde des Mittelfeldes umgibt, ist nichts anderes als eine ornamental auf-
gelöste Schriftborte. Die ältere und ursprünglichere Gestaltung dieser aus
kufischen Buchstaben zusammengesetzten Borte konnten wir in den Rand-
verzierungen der mittelalterlichen Teppiche Kleinasiens sehen (Abb. 5
und 7).
Bis in die moderne Zeit hinein hat sich das geometrische kleinasiatische
Muster in den anatolischen Knüpfteppichen erhalten, besonders in denen, die
in der alten Landschaft Pergamon gefertigt werden und unter dem Namen
„Bergama" in den Handel kommen; diese modernen Erzeugnisse können
ihren Ursprung von jenen früheren strengeren Teppichen, wie wir sie zum
Beispiel auf den Bildern von Memling und Holbein sehen, nicht verleugnen.
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Abb. 12. Kleinasiatischer Teppich auf einem Gemälde des RaEaellinn del Garbo
(x466 bis 1524), die thronende Madonna darstellend, Berlin, Kaiser Friedrich-Museum