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Zu den frühesten uns erhaltenen Denkmälern der Teppichknüpferei ge-
hört der in Abbildung 15 wiedergegebene Teppich. Bode hat das Stück, das
sich jetzt im Kaiser Friedrich-Museum zu Berlin befindet, in München er-
worben, wohin es aus einer Tiroler Kirche gekommen sein soll, und beschreibt
es folgendermaßen: „Die Form dieses (nicht vollständig erhaltenen) Teppichs
ist eine sehr gestreckte; die Länge desselben betrug ursprünglich mindestens
das Vierfache der Breite; die Farbe des Grundes ist Blaßrosa, die der Borte ein
mattes Blau, auch die Farben des Musters sind wenig kräftig. Das Muster soll
offenbar einen Baum darstellen; an magerem geraden Stamme, der mehr einem
Abb. 13. Kleinasiatischer Teppich, Berlin, Kaiser Friedrich-Museum (n. W. Bode,Vcrderasiatiscl-1e Knüpfteppiche)
Faden gleicht, setzen rechtwinklig kurze, ebenso dünne Arme an, welche
große Blüten tragen. Diese sind von sehr merkwürdiger Bildung: die Mitte
zeigt ein geschlossenes Tor, welches von einer Pyramide überragt wird; an
den Seiten setzen sich henkelartig je ein eckig gebildetes, streng stilisiertes
Blatt daran; im Innern sind diese Figuren mit allerlei ganz kleinen Vögeln,
Sternen, Zickzacklinien und ähnlichen Verzierungen ausgefüllt. Außen an den
Blättern finden sich die eckigen Haken, welche auch der Teppich mit dem
Mingwappen aufweist (Abb. 3) und die so häufig in den Teppichen des XV.
und XVI. Jahrhunderts, aber fast ebenso oft in gleicher Form noch in den
modernen Nomadenteppichen vorkommen. Die schmale Borte besteht aus
kuFischer Schrift, welche die Worte: lä iläh ill' alläh („Es gibt keinen Gott außer