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findlichen Marmorkapi-
tell des X. bis XLJahr-
hunderts (Abb. 18). Es
ist umgeben von zwei
übereinander liegenden
Blattkränzen, deren an
der Spitze überfallende
Blätter gemustert sind,
und zwar wiederum mit
dem Motiv eines Blüten-
baums. Von einem dün-
nen Mittelstamm gehen
jedesmal zwei bis drei
seitliche Ranken aus,
die Blütenformen tra-
gen, in denen wir eine
Weiterentwicklung je-
ner Blüten vom Mihrab
von Cordova erkennen.
Die einzelnen Blätter
sind in der gleichen
Gruppierung angeordnet
wie dort; ihnen ist aber
ein neues charakteristi-
sches Motiv hinzugefügt
in den zwei eingerollten
Blättern am Stengelan-
satz. Und diese Einrol-
lungen in verkümmer-
ter Form finden wir nun
auch an den gleich ge-
stalteten Blüten unseres Teppichs wieder. Ein sehr enger Zusammenhang
zwischen dem Blütenbaum auf dem Kapitell von Zaragossa und dem des
Teppichs ist unabweislich; diese Verwandtschaft läßt sich nur durch den-
selben Kunstkreis, den spanisch-arabischen, dem beide Denkmäler ange-
hören, erklären.
Für die Gestaltung der Blüten als Architekturen vermögen wir in der
unter orientalischem EinHuß stehenden europäischen Stoffweberei des XIII.
bis XIV. Jahrhunderts, in jenen reich gemusterten Seidenstoffen und Bro-
katen dieser Zeit, in denen sich orientalische und europäische Motive
mischen und erstere in umgewandelter Form wiedergeben, Gegenstücke
nachzuweisen. In diesen Stoffen, die meist italienischer Herkunft sind, be-
gegnet uns häufig zwischen vegetabilischen Motiven und Tierfiguren die
Darstellung eines Kastells, dessen charakteristische Eigentümlichkeiten in
Abb. 15. Spanischer Teppich des XIII. bis XIV. Jahrhunderts im Kaiser
Friedrich-Museum zu Berlin