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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 10)

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VON EDMU WILHELM BRAUN -TROPPAU 
, MVerlauf dieses Sommers konnte das schlesische 
Landesmuseum zu Troppau dank dem liebens- 
würdigen Entgegenkommen zahlreicher Gönner 
aus Sammlerkreisen und befreundeter Museen 
V " eine Ausstellung von Kleinbronzen veranstalten, 
, die sich die Aufgabe gestellt hatte, die Besucher 
und Freunde des Museums mit diesem so über- 
aus reizvollen Gebiet des künstlerischen Schaffens 
bekannt zu machen. Auch als wissenschaftlich 
wertvoll muß diese Ausstellung bezeichnet wer- 
den, da sie eine nicht geringe Anzahl bisher weniger oder nicht bekannter 
Objekte vereinigte und zur Diskussion stellte. Im Folgenden soll, unterstützt 
durch Illustrationen, ein kurzer Überblick über die Ausstellung mitgeteilt werden. 
Otto von Falke hat im XIX. Jahrgang der „Zeitschrift für christliche 
Kunst" (1906, Seite 32x ff.) in einer methodologisch wie inhaltlich gleich 
mustergültigen und glänzenden Untersuchung das Vorhandensein einer 
Wiener Grubenschmelzwerkstätte des XIV. Jahrhunderts festgestellt. Er hat 
nachgewiesen, daß 1322 nach einem Brand der durch denselben beschädigte 
bekannte Verduner Ernailaltar in Klosterneuburg nach Wien zur Restau- 
rierung geschickt wurde. Der Wiener Goldschmied war sicherlich geschickt 
und hat sich die größte Mühe gegeben, bei seiner Arbeit den Stil des Nicolaus 
von Verdun zu treffen, er hat auch die alte Technik des Grubenschmelzes 
gut ausgeübt, aber er „konnte als Zeichner aus seiner gotischen Haut nicht 
heraus". Auf Grund einer brillanten Analyse der Stilelemente dieses Wiener 
Goldschmieds hat Falke eine Reihe von Arbeiten gefunden, die deutlich 
denselben Stil zeigen wie die Restaurierungen am Verduner Altar und an 
dem gleichfalls von dem Wiener Goldschmied angefertigten Klostemeuburger 
Ziborium. Die Troppauer Ausstellung brachte uns ein weiteres Werk aus 
dieser Gruppe. Es ist ein Vortragkreuz des Lemberger städtischen Kunst- 
gewerbemuseums (hoch 51'5 Zentimeter), dessen Vorder- und Rückseite wir 
abbilden. Die Flächen sind aus vergoldetem Kupferblech und mit frühgotischem 
Blattwerk verziert, das sich von dem in Flechtmuster gravierten Grund ab- 
hebt. Denselben Flechtgrund zeigt das von Falke (a. a. O. Seite 231) abgebil- 
dete Kreuz der Sammlung Schnütgen in Cöln. Der Corpus Christi, der Engel, 
aus der Wolke kommend, mit dem Rauchfaß über dem Gekreuzigten, der Auf- 
erstehende unten und die Madonna und der heilige Johannes zu beiden Seiten 
Christi sind gegossen und aufgelegt. In Grubenschmelz ausgeführt sind nur 
die Platten mit dem Titulus Crucis und dem Pelikan über demselben, ferner 
diejenigen mit den beiden Schächern und endlich die Platte mit dem Bogen- 
schützen, der auf den vor ihn Kauernden und ihn Anflehenden schießt, hinter 
 
	        
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