535
und wenn die Angabe richtig ist, daß sie von einem Brunnen in Preßburg
stammen, so läßt sich zwanglos manches Verwandte in der Kunst Raphael
Donners erklären, auf den die Bronzen während seines Preßburger Auf-
enthalts Eindruck gemacht haben dürften.
Laut Inschrift ist die hier abgebildete Figur des schlafenden Endymion
mit der Mondsichel in den Wolken ein Werk des „AGOSTINO CORNA-
CI-IINI F. A. 1716", eines römischen Künstlers (L. Ritter von Przybyslowski in
Lemberg). Aus der Werkstätte eines anderen Römers, des Angelo de Rossi,
stammt die signierte Figur eines stehenden Satyrs mit Trauben in den Händen
(Dr. Anton Löw). Zu den seit Beginn der Renaissance immer wieder-
kehrenden Kopien antiker Statuen endlich gehört diejenige des Schleifers, die
„F. RICHETTI, F. ROMAE 1788" signiert ist.
Französische Beschläge, Feuerböcke, Uhren etc. aus der Louis XIV- bis
zur Empirezeit konnte man aus den von den Herren v. Miller-Aichholz,
Dr. Anton Löw und anderen gesandten zahlreichen Objekten studieren. Ich
erwähne hier nur noch die hier abgebildete reizvolle Gruppe dreier spielender
Putten in der Art des Clodion (Dr. Anton Löw), eine gleichfalls Herrn Dr. Löw
gehörige runde Goldbronzeplatte mit dem Relief des Joachim Murat, in-
schriftlich eine Arbeit aus der Werkstätte des Hofgoldschmieds Napoleons,
des Biennais, ein hübsches, getriebenes, ovales Porträtrelief der kleinen Erz-
herzogin Maria Elisabeth, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia (Herr
Gottfried Eißler), endlich eine pompöse Empire-Kamingarnitur aus Gold-
bronze und Marmor, bestehend aus zwei Karyatidenleuchtem und einer von
zwei Sphinxen getragenen Uhr (Dr. Anton Löw).
UND BLÜTENTN D53 JAPANLISCHEN
nEliiAlgnVrxusu von HwGfvSTRüHL-MODLING
UF unserem Erdenrund besitzt kein Volk ein solch
kindlich-fröhliches Gemüt wie das japanische und
die für seine Heimat gewählte Bezeichnung
„Nih0n" oder „Nippon" - Sonnenaufgangsland
- ist ein Name, der durch keinen anderen zutref-
fenderen ersetzt werden könnte. Die Nihonjin, die
Japaner, sind wirklich Sonnenkinder und die
Stammutter ihres Herrscherhauses ist nicht
umsonst die Sonnengöttin, „die am Himmel
scheinende, große, erlauchte Göttin" Amaterasu
o mikami. - Diese angeborene sonnige Fröhlichkeit des japanischen Volkes
konnte selbst der um die Mitte des VI. Jahrhunderts (XIII. Jahrhundert
japanischer Zeitrechnung) aus China in Japan eindringende pessimistisch
veranlagte Buddhismus nicht aus der Welt schaffen. Das heitere Tempera-
ment ließ sich durch das mönchische Gehaben des neuen Glaubens nicht so
70