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das Reich beherrschten, nachdem die Kaiser zu bloßen Puppen herabgesunken
waren.
Die letzte Abbildung g Seite 547 bringt das Mon „Asa no hana", die Hanf-
blüte (Cannabis sativa) mit acht geradlinigen Blättern. Das Blatt des Hanfes,
„Asa no ha (HazBlatt) ist als Wappenfigur eine seltsame Bildung; es gleicht
vollkommen unserem sechsstrahligen, facettierten Stern.
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III 14
Es wäre ja sicherlich sehr interessant, auf die verschiedenen Varianten
der hier im Bilde vorgeführten heraldischen Motive aus der japanischen Flora
noch etwas näher einzugehen, aber die Sache würde denn doch etwas gar
zu großen Raum beanspruchen. Wer sich speziell für diesen exotischen
Gegenstand interessieren sollte, findet in meinem Werke „Japanisches
Wappenbuch - Nihon moncho", Wien, 1906, eine ziemlich reichliche Aus-
lese japanischer Wappenmotive, die namentlich für unsere moderne Kunst-
richtung nicht ohne Wert sein dürften.
Die hier vorgeführten Wappenbilder aus dem Lande des Sonnenauf-
gangs wird der Leser schon öfter einzeln oder in Gruppen, auch als soge-
nanntes Streumuster auf japanischen Stoffen, Buntpapieren und so weiter
bemerkt haben, ohne vielleicht zu ahnen, daß er Familienzeichen vor sich hat,
von denen jede Formation eine eigene, festgesetzte Bezeichnung trägt. Es
würde mich freuen, wenn durch diese kurzgefaßte Übersicht über die Blumen
und Blüten in der japanischen Heraldik einiges Interesse für diesen Zweig
der japanischen Dekorationskunst geweckt würde.
AUS DEM WIENER KUNSTLEBEN S0 VON
LUDWIG HEVESI-WIEN 50'
ÄLBERTINA. Eine neue Spezialausstellung aus den unerschöpflichen Beständen der
Albertina führt dem Publikum x79 Bildnisse vom XV. bis in die Mitte des XIXJahr-
hunderts vor. Kustos Dr. Meder hat sie mit zweierlei Rücksicht ausgewählt, auf das Inter-
esse der dargestellten Person und auf die Meisterschaft des Künstlers. Gleich der erste
Blick hat übrigens den Eindruck einer fortschreitenden Kunstentwicklung. Von den frühen
italienischen Profilen, die nach Reliefs gezeichnet scheinen, streift er zu den breit hin-
gewischten, tonig wirkenden Venezianerköpfen, der dünne niederländische Silberstift
weicht der rnarkigen Feder Albrecht Dürers, dann tritt das liebenswürdige Rötel-jahr-
hundert in seine Rechte, dann der sorgfältige Bleistift oder Aquarellpinsel des Vormärz
und so fort. Natürlich können gewisse intime Kapitalstücke der Albertina bei einer solchen
Schau nicht fehlen. Die berühmten Dürer, darunter sein Kaiser Max, seine tändelnd hin-
geschriebene „meine Agnes" oder das verlorene Profil seines Bruders, dieses dünne,
scharfe Liniengespinst, das ein Hokusai bewundert hätte. Von Frangois Clouet sieht man
unter anderem den Kardinal Coligny, ganz in lebendiger Rötelstimmung. Von Rubens eine
entzückende Edeldame, wo der Zinnober seiner Gemälde durch Rötelpointen ersetzt ist,
dann jenen vielgalanten Buckingham (aus Scribes „Glas Wasser") und ein bis zur Satirik
geistreiches Profil der gefeierten Maria von Medici, feist und mikrocephal wie eine spät-
römische Kaisergemalin. Bei Van Dycks Kreidezeichnung des Kaspar Gevartius fällt einem