Bartholome ist jedenfalls ein vornehmer Künstler, und zwar ein echt plastischer Plastiker,
der nämlich auf keinen malerischen oder gar impressionistischen Effekt ausgeht. Er hält
den Stil mit Überzeugung fest und steigert ihn sogar ins Knappste, so daß einzelne
seiner letzten weiblichen Akte - meist mit einem starken Bewegungsmotiv - schon fast
an die archäologische Formel Aristide Maillols erinnern. Diese Richtung hat den Künstler
neuestens augenscheinlich beeinilußt. Daß er dem breiteren Publikum trotz seiner ernsten
Kunstauffassung so zusagt, liegt gewiß zum Teil an seinem empfindsamen Zug von fami-
lienhafter Novellistik, aber auch an einer karessierenden Anmut, wie sie am urbildlichsten
das bekannte Mädchen mit der Kußhand vom „Monument" hat. Und dann - dies spielt
unstreitig mit _ ist er Zeitgenosse Rodins. Die Leute, die vor Rodins Wüstheit erschrecken,
können zu Bartholome Hüchten, was noch immer keine Blamage ist. In seiner Ausstellung
sieht man dann noch mancherlei. Die weiblichen Rückenakte, deren Spezialist er geworden,
in auserlesenen Exemplaren; auch als Brunnen arrangiert. Auch Reliefs und einige gute
Büsten. - Im ersten Stock des Künstlerhauses ist vor allem eine kunstgeschichtliche Merk-
würdigkeit allerersten Ranges ausgestellt: die Originalaufnahmen des Malers Alphons
L. Mielich aus dem Wiistenschloß 'Amra, diese kostbare Ausbeute des wissenschaftlichen
Beutezugs, den Professor Alois Musil in jenes arabische VIII. jahrhundert unternahm.
Die Wiener Akademie der Wissenschaften hat kürzlich das große Werk „Kusejr 'Amra"
darüber herausgegeben - der Wiener Bankier Salo Cohn trug die Kosten der Expedition
und Publikation - ein schönes Denkmal österreichischer Initiative, wie sie in privaten
Kreisen immer wieder vorkommt. Die kunstwissenschaftliche Würdigung des über-
raschenden Ergebnisses hat nicht an dieser Stelle zu erfolgen. Es sei bloß Professor Strzy-
gowskis Wort angeführt: „'Amra füllt eine klaffende Lücke in der Kunstgeschichte." Diese
Kunst kommt von Antiochia her, aus der ersten Zeit des Bildersturms, und beweist, daß
dieser sich nur gegen die christlichen I-Iistorien richtete, die tendenzlos schmückende
Figurenkunst aber ungekränkt ließ. Der Grazer Gelehrte nennt 'Amra „das erste Denkmal
ohne Anschluß an den vorgefundenen christlichen Bestand, eine einheitliche Schöpfung,
die unangetastet durch alle die Jahrhunderte auf uns gekommen." Die Mielichschen Aqua-
rellaufnahmen, die Originale für 42 Farbentafeln der Publikation, sind unter großen mate-
riellen Schwierigkeiten zu stande gekommen, geben aber einen sehr guten Begriff vom Bau
und malerischen Schmuck. Auch ein zweites solches Wüstenschloß, as-Tüba, das aber
keine Malereien hat, wurde besucht und skizziert. Ein drittes ist jenes Msatta, dessen
Fassade jetzt im Berliner Museum zusammengestellt ist. Verwehte alte Kultur; Wunder
des „Zauberers Salomon", dem die Beni-Sahr sie zuschreiben, wie unser Mittelalter so
manches dem Zauberer Virgil. - Im Hauptsaal hat man des Gedächtnis des diesen Sommer
verstorbenen Malers Ladislaus E. Petrovits durch eine Ausstellung geehrt. Er kam von
jener Zimmermanngruppe her und gemahnt am meisten an Karl l-Iasch, der freilich ihr
Geringster war. Wer erinnert sich nicht an seine knorrigen Eichen und gelben Herbst-
farben, die im Künstlerhaus nie fehlten? Ihm mangelte die Stimmung, er sah nur die Rinde
der Sachen. Immerhin kommen günstigere Stunden vor und es gelang ihm dann eine
Wolkenstudie (für die Moderne Galerie erworben) oder ein Waldrand, ein Wehr in Mödling,
das gar nicht zu verachten. Als Rudolf Alts Neffe nahm er auch von daher Anregungen
auf; so in dem großen Interieurbild, das sein eigenes Heim darstellt, ganz vollgehängt mit
seinen eigenen goldgerahmten Bildern. Petrovits war übrigens ein nützliches Mitglied der
Künstlergenossenschaft, bei allen Festen war er ein Hauptdekorateur. Wenige dürften
wissen, daB die Wiener Annoncensäulen seine Anregung sind; er hat auch unzählige
Plakate gemalt. - Endlich hat in einem Saal der Münchener Professor Charles j. Palmie
eine Sonderausstellung. Es sind meist flüchtigste Impressionen, andeutungsweise und
ziemlich fabriksmäßig gegeben. Zwei oder drei sind vortrefflich („Sonniger I-Iang" das
Beste). Dann sieht man aus seiner vorletzten Epoche einige Münchener Veduten mit
krausem Nebelspuk; auch von diesen hat die Moderne Galerie ein Muster erworben. Weiter
in seine Vergangenheit hat Palmie nicht zurückgegriffen und das ist gut. Er hatte eine