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Epoche von Vedutenfabrikation aus Böhmen und Sachsen in stets demselben Grün und
Rot, ja demselben großen Quadratformat, das schon ganz Schablone war.
HAGENBUND. Die XXXIII. Ausstellung des Hagen enthält 247 Nummern und ist
recht unterhaltend. Es sind sogar vortreffliche Sachen zu sehen und gleich kabinett-
weise. Ferdinand Michl und Franz Simon schicken aus Paris eine Flut hübscher kleiner
und größerer Sachen; farbig, tonig, schwarz-weiß, graphisch, Pastelle, Landschaft, Figur,
Stimmung. Feine Kleinmeister moderneren, wo nicht allermodernsten Schlages. Dann
ragt Slavicek hervor mit einigen großen und einer Menge kleinen Landschaften. Er ändert
jetzt seine Handschrift und kommt in ein wuchtiges Geben hinein, bei tiefen Griffen in die
Farbe. j. V. Krämer hat wieder exotische Studienreisen gemacht, mit Fieber und anderen
Abenteuern gewürzt. Diesmal war es unser Okkupationsgebiet, was ihn reizte, es auf
koloristische Probleme hin anzuschauen. Einige dieser Bilder sind ganz hervorragend. In
einem Kabinett ist Marianne Stokes, die steirische Engländerin (geborne Preindelsberger),
allein mit sich selbst. Sie geht bekanntlich dem Mirakulosen nach, das sie auf Genremotive
von heute pfropft. Gari Melchers hat ihr einiges vorempfunden. Sie ist eine geschickte
Dame, die zierlich arbeitet. Mannhaft und ernst ist die Porträtkunst Zwintschers (Dresden),
etwas trocken gegeben ein lebensgroßer Jünglingsakt. Von den ständigen Hausgeistern des
Hagen fehlt keiner; nennen wir Kuba, Barth, Bauriedl, Roth, Kalvoda, Luntz, dann die
gewissen Anarchisten aus Prag und Krakau. Uziemblo scheint übrigens schon geneigt, sich
von der Kultur belecken zu lassen. Neue Kraftprobenlieferer sind der Krakauer Bulas und
der Prager Vacatko, dessen lebensgroße Akte von Ringem und dergleichen die Palette
sprengen. Stemolak, Barwig und andere haben gute Plastik.
KLEINE NACHRICHTEN 50-
ZUR BAUGESCHICl-ITE DES STIFTES KLOSTERNEUBURGS" End-
lich beginnt es in der Geschichte der Barockkunst Österreichs etwas heller zu werden.
Allmählich werden sich dann wohl auch weitere Kreise bewußt werden, daß man die späte
Barockkunst Österreichs nicht immer nur mit dem französischen Rokoko vergleichen darf -
wobei man dann feststellt, daß sich die österreichischen Formen nie zur Leichtigkeit der
französischen aufgeschwungen haben -, sondern man wird erkennen, daß in Österreich ein
ganz eigener Stil, entsprechend ganz eigentümlichen Staats- und Kulturverhältnissen, ent-
standen ist, wenn auch in anderem Sinn, als Albert Ilg sich seinerzeit dachte. Die Schrift, auf
die hier kurz hingewiesen werden soll, hat das große Verdienst, gerade den Zusammenhang
der baulichen Entwicklung mit den erwähnten großen Verhältnissen deutlich zu zeigen. Wer
die großartigen Barockklöster, an denen gerade auch Niederösterreich so reich ist, vor sich
auftauchen sieht, der denkt wohl zunächst nur an den Reichtum der alten Stifte und an die
Prunkliebe der Zeit, die dann eben auch die geistlichen Kreise ergriffen habe. In allen Hand-
büchern steht es zu lesen, daß die „Kaiserzimmeim dieser Stifte wohl mehr ein „Vorwand"
für die Prunk- und Baulust der Äbte waren. Hie und da mag ja ähnliches mitgespielt haben,
aber wenn wir die einzelnen Fälle untersuchen, scheint es sich doch anders verhalten zu
haben; ich möchte hier kurz erwähnen, daß die Baulust des XVIII. Jahrhunderts allerdings
zum Teil in dem Empiindungsleben des echten Grandseigneurs beruhte, aber doch auch
in anderen Motiven. So wissen wir von dem Fürsten Adam Liechtenstein, dem Erbauer
der großartigen Paläste in Wien, daß er in seiner Bautätigkeit vor allem ein Wohltun sah,
aber ein Wohltun nicht für Faulenzer, sondern für tätige Leute, die dadurch Arbeit er-
hielten. Wir müssen auch bedenken, daß Mitteleuropa nach Überwinden der Folgen des
Dreißigjährigen Kriegs und der Türkengefahr sich in einem mächtigen wirtschahzlichen
"' Dr. Wolfgang Pauker: "Donau: Felice von Allio und seine Tätigkeit im Stift Klostemeuburg" (Beiträge
zur Baugeschichte des Stiftes Klosterneuburg).