mittelt wurden. Das Muster, die
Vielecke mit hineingestellten stili-
sierten Tiertiguren, erklärt sich
leicht als Umbildung ähnlicher
frühmittelalterlicher orientalischer
Gewebemuster, die ihrerseits
wiederum auf sassanidische Vor-
bilder zurückgehen. Aber während
es bei den Geweben Kreise sind,
in die man die Tiere gestellt,
sehen wir in den Knüpfteppichen
stets geradlinig begrenzte Viel-
ecke. Wir erklären uns diese
Änderung des umrahmenden
Musters dadurch, daß dem Knüpf-
teppich, wie wir schon oben an-
deuteten, der Wirkteppich voran-
gegangen ist, dessenTechnik stets
die gebogene Linie in eine ge-
brochene auflöste und den Kreis
naturgemäß in ein Vieleck ver-
wandeln mußte. In gleicherweise
rnußte sich auch diemehr oderwe-
Albb. 4.. Kleinasiatischger Teppicliauf einem Frühtlorenniner niger naturalistisch gezeichnete
Bild, die Madonna mit acht Heiligen darstellend, Berlin, . . . _ _
Ka,Se„.-„,d„ch_Mu,eum Tierfigur, wie wir sie in den
Stoffen sowohl der sassanidischen
wie der vorderasiatisch-islamischen Zeit finden, in dem Wirkteppich ver-
ändern. Die heraldische Gruppierung von zwei nebeneinander gestellten
Tieren, auch das Vorkommen von Adlern mit Doppelköpfen innerhalb der
Vielecke auf den Teppichen erklärt sich leicht aus der Nachahmung von
Geweben, wo ein derartig gestaltetes, sich von einer Mittelachse aus symme-
trisch entwickelndes Muster durch die Technik des Webens hervorgerufen
wird. Bei der Technik des Knüpfens sind jedoch keinerlei Beschränkungen
gegeben, das Muster ist an keine Symmetrie gebunden.
Ebensowenig wie das Vorkommen jener heraldisch gezeichneten Tier-
Figuren eine Schwierigkeit bietet und sich aus der Nachahmung der
Musterung von Wirkteppichen und gleichzeitigen Stoffen erklärt, ebenso-
wenig brauchen wir uns über das Vorkommen von ostasiatischen Motiven
zu wundern, wie sie der Teppich des Kaiser Friedrich-Museums zeigtf" Seit
der Mongoleninvasion Dschingiz-Chans, seit dem XIII. Jahrhundert, hat
Ostasien die Kunst Vorderasiens in hervorragender Weise beeinflußt; das
zeigt sich auf allen künstlerischen Gebieten, zum Beispiel in der Dekoration
"' Vergleiche M. Dreger: Ostasiatisches in der spärantiken Weberei (Kunst und Kunsthandwerk, 1905, I)
und Westöstliches in der Textilkunst (ebendort, X905, III).