MAK

Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 10)

mittelt wurden. Das Muster, die 
Vielecke mit hineingestellten stili- 
sierten Tiertiguren, erklärt sich 
leicht als Umbildung ähnlicher 
frühmittelalterlicher orientalischer 
Gewebemuster, die ihrerseits 
wiederum auf sassanidische Vor- 
bilder zurückgehen. Aber während 
es bei den Geweben Kreise sind, 
in die man die Tiere gestellt, 
sehen wir in den Knüpfteppichen 
stets geradlinig begrenzte Viel- 
ecke. Wir erklären uns diese 
Änderung des umrahmenden 
Musters dadurch, daß dem Knüpf- 
teppich, wie wir schon oben an- 
deuteten, der Wirkteppich voran- 
gegangen ist, dessenTechnik stets 
die gebogene Linie in eine ge- 
brochene auflöste und den Kreis 
naturgemäß in ein Vieleck ver- 
wandeln mußte. In gleicherweise 
rnußte sich auch diemehr oderwe- 
Albb. 4.. Kleinasiatischger Teppicliauf einem Frühtlorenniner niger naturalistisch gezeichnete 
Bild, die Madonna mit acht Heiligen darstellend, Berlin, . . . _ _ 
Ka,Se„.-„,d„ch_Mu,eum Tierfigur, wie wir sie in den 
Stoffen sowohl der sassanidischen 
wie der vorderasiatisch-islamischen Zeit finden, in dem Wirkteppich ver- 
ändern. Die heraldische Gruppierung von zwei nebeneinander gestellten 
Tieren, auch das Vorkommen von Adlern mit Doppelköpfen innerhalb der 
Vielecke auf den Teppichen erklärt sich leicht aus der Nachahmung von 
Geweben, wo ein derartig gestaltetes, sich von einer Mittelachse aus symme- 
trisch entwickelndes Muster durch die Technik des Webens hervorgerufen 
wird. Bei der Technik des Knüpfens sind jedoch keinerlei Beschränkungen 
gegeben, das Muster ist an keine Symmetrie gebunden. 
Ebensowenig wie das Vorkommen jener heraldisch gezeichneten Tier- 
Figuren eine Schwierigkeit bietet und sich aus der Nachahmung der 
Musterung von Wirkteppichen und gleichzeitigen Stoffen erklärt, ebenso- 
wenig brauchen wir uns über das Vorkommen von ostasiatischen Motiven 
zu wundern, wie sie der Teppich des Kaiser Friedrich-Museums zeigtf" Seit 
der Mongoleninvasion Dschingiz-Chans, seit dem XIII. Jahrhundert, hat 
Ostasien die Kunst Vorderasiens in hervorragender Weise beeinflußt; das 
zeigt sich auf allen künstlerischen Gebieten, zum Beispiel in der Dekoration 
 
"' Vergleiche M. Dreger: Ostasiatisches in der spärantiken Weberei (Kunst und Kunsthandwerk, 1905, I) 
und Westöstliches in der Textilkunst (ebendort, X905, III).
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.