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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 11)

 
 
 
 
 
 
 
 
Stäbe, wie sie im Möbelstil jener Gegend 
beliebt war (siehe die kleine Truhe Abb. 14). 
Auf dem einen Stuhl ist ein Liebesgarten 
mit lustwandelnden Paaren auf dem einen 
noch vorhandenen Querbrett zu sehen, an 
dem anderen sternförmige, geometrische 
Bandverschlingungen. 
Nach diesen beiden Perlen der Samm- 
lung folgt nun eine dritte, der sogenannte 
Strozzi-Schemel, ein -- ich möchte sagen 
- weltbekanntes Unikum (Abb. 62 
und 63). So einfach seine Form eigent- 
lich ist, ein schwerer Schemel mit 
drei vierkantigen Beinen und acht- 
eckiger verhältnismäßig kleiner Sitz- 
platte, schmaler, hoher, fast recht- 
eckiger Rückenlehne mit Scheiben- 
förmigem Wappenmedaillon, so ent- 
zückend ist seine Ausführung. Wahr- 
haft aus bescheidensten Motiven 
geschaffen, ein Meisterwerk von be- 
zauberndem Reiz, eines der schönsten 
Horentinischen Möbel überhaupt. 
Hervorgegangen ist diese Möbel- 
form aus dem ganz gewöhnlichen 
schusterstuhlähnlichen Sgabello, wie 
er den Bestand des auch sonst 
schweren, ja etwas unförrnlichen 
florentinischen Hausrats bildete. Ein 
kleines Quattrocentobild der Sammlung Figdor, der heilige Nikolaus wirft gol- 
dene Kugeln ins Zimmer des armen Mädchens, zeigt das schlafende Mädchen 
links auf einem solchen Schemel (Abb. 64). Unter der Hand eines Künstlers - 
wer möchte nicht gern an einen Benedetto da Majano denken? 4 wird durch 
feine Proiilierung, geschmackvolle und diskrete Intarsiierung, die herrliche 
in „Schiacciato" ausgeführte Schnitzerei des die Lehne bekrönenden Medail- 
lons, die durch zarte Vergoldung noch gehoben wird, ein wirkliches Kunst- 
werk. Dasselbe ist denn auch im fürstlichen Palazzo Strozzi durch Jahr- 
hunderte als Familienschatz betrachtet und behütet worden. Erst als der 
finanzielle Zyklon, der in den Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts so 
manchen stolzen Bau erschütterte, auch an den trotzigen Caparra-Laternen 
und an den Fahnenstangen des Palazzo zu rütteln begann, entschloß man 
sich zur Ausschlachtung kostbarer Mobilien und Skulpturen, die in auswär- 
tige Sammlungen und Museen wanderten. Das Unwetter zog vorüber, und 
der nächste Herr, konservativ und kunstliebend, war eifrig bemüht, die 
Abb. 78. Italienischer Lehnstuhl, XVXI. jahrhundert. 
Höhe 0,94, Breite 0,41 Meter
	        
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