Die eben erörterten Stühle
besitzen ein sehr beträchtliches
Gewicht; einen Klappstuhl, der
dieselbenVorteile, aber leichteren
Bau besitzt, treffen wir in den im
Vorkommen etwa gleichzeitigen,
von Mittelitalien vermutlich aus-
gehenden und bis nach
der Schweiz und Tirol
stark verbreiteten so-
genannten Scheren-
stühlen in Italien. Ähn-
lich wie beim soge-
nannten Luther-Stuhl
in Deutschland, der
nach einer Kopie eines
spätmittelalterlichen
Stuhles auf der Wart-
burg eine Gattung von
Drehstühlen bezeich-
net, wird er auch
Savonarola-Stuhl ge-
nannt, weil ein solcher
in der Zelle des be-
rühmten Mönches in
San Marco zu Florenz
steht. Das System der
scherenartig gekreuz-
ten Träger ist das-
selbe, nur beliebig vervielfältigt und dementsprechend zierlicher und auch
meist schlanker in der Schweifung der Stützen. Sitz und Rücklehne sind aus-
nahmslos bei diesen Stühlen von Holz, was ja die Benutzung von Kissen
nicht ausschloß. Die Lehne ist entweder in die Armleisten, die meist gerade
sind, so verzapft, daß sie herausnehmbar oder an einer Seite um einen Zapfen
drehbar ist; der Sitz besteht analog den Scheren aus in der Mitte und wechsel-
weise an der Seite durch durchgesteckte Stäbe verbundenem Gitterwerk, das
beim Schließen der Stühle ebenfalls nach oben aufklappt; eine der praktisch-
sten, bequemsten Stuhlgattungen, die bis auf den heutigen Tag erfunden
worden sind. Als italienisch möchte ich gegenüber dem Katalog des Besitzers
nur zwei Stühle erklären, einen altertümlicheren ohne Rückenlehne, mit fast
geradlinigen Scheren (Abb. 70) und einen schön geschwungenen, etwa aus der
Mitte des XVI. Jahrhunderts (Abb. 7x) mit typisch italienischen Armlehnen.
Von lehnenlosen Faltstühlen dieser Art, wie sie im kirchlichen Gebrauch
diesseits und jenseits der Alpen bis in das XVIII. Jahrhundert beliebt waren,
Abb. B4. Schottischer Armlehnstuhl, 1690. Höhe 0,95, Breite 0,50 Meter