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Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 11)

 
 
 
 
 
 
Die eben erörterten Stühle 
besitzen ein sehr beträchtliches 
Gewicht; einen Klappstuhl, der 
dieselbenVorteile, aber leichteren 
Bau besitzt, treffen wir in den im 
Vorkommen etwa gleichzeitigen, 
von Mittelitalien vermutlich aus- 
gehenden und bis nach 
der Schweiz und Tirol 
stark verbreiteten so- 
genannten Scheren- 
stühlen in Italien. Ähn- 
lich wie beim soge- 
nannten Luther-Stuhl 
in Deutschland, der 
nach einer Kopie eines 
spätmittelalterlichen 
Stuhles auf der Wart- 
burg eine Gattung von 
Drehstühlen bezeich- 
net, wird er auch 
Savonarola-Stuhl ge- 
nannt, weil ein solcher 
in der Zelle des be- 
rühmten Mönches in 
San Marco zu Florenz 
steht. Das System der 
scherenartig gekreuz- 
ten Träger ist das- 
selbe, nur beliebig vervielfältigt und dementsprechend zierlicher und auch 
meist schlanker in der Schweifung der Stützen. Sitz und Rücklehne sind aus- 
nahmslos bei diesen Stühlen von Holz, was ja die Benutzung von Kissen 
nicht ausschloß. Die Lehne ist entweder in die Armleisten, die meist gerade 
sind, so verzapft, daß sie herausnehmbar oder an einer Seite um einen Zapfen 
drehbar ist; der Sitz besteht analog den Scheren aus in der Mitte und wechsel- 
weise an der Seite durch durchgesteckte Stäbe verbundenem Gitterwerk, das 
beim Schließen der Stühle ebenfalls nach oben aufklappt; eine der praktisch- 
sten, bequemsten Stuhlgattungen, die bis auf den heutigen Tag erfunden 
worden sind. Als italienisch möchte ich gegenüber dem Katalog des Besitzers 
nur zwei Stühle erklären, einen altertümlicheren ohne Rückenlehne, mit fast 
geradlinigen Scheren (Abb. 70) und einen schön geschwungenen, etwa aus der 
Mitte des XVI. Jahrhunderts (Abb. 7x) mit typisch italienischen Armlehnen. 
Von lehnenlosen Faltstühlen dieser Art, wie sie im kirchlichen Gebrauch 
diesseits und jenseits der Alpen bis in das XVIII. Jahrhundert beliebt waren, 
Abb. B4. Schottischer Armlehnstuhl, 1690. Höhe 0,95, Breite 0,50 Meter
	        
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