war. Drei Stühle aus dem Ursulinerinnenkloster
zu Vitoria würde man ohne Kenntnis ihrer
Provenienz wohl in niederrheinische Gegenden
versetzen, wenn nicht das rötlich braun-geheizte
Holz ihnen einen etwas exotischen Anstrich gäbe.
Es sind einfache dreibeinige Sessel (Abb. 82) aus
Rundstäben mit doppelter Querverspreizung,
zwischen deren oberer das glatte dreieckige Sitz-
brett ruht; die Pfosten sind über den Sitz hinauf-
geführt, am höchsten der rückwärtige, der an
einem Doppelgalgen die horizontale Lehnen-
stange trägt, von deren Ende zwei weitere Stäbe
schräg zu den Vorderpfosten als Seitenlehnen
herablaufen. Abgesetzte Drechslerarbeit bildet
den einfachen Schmuck der Stäbe. Diese dreieckigen Sessel sind uns aus spät-
mittelalterlichen Bildern und Stichen (Israhel van Meckenem) wohl bekannt.
Ein Original befindet sich im Germanischen Museum. Der Niederrhein, wo
sie in bäuerlicher Umgestaltung sich bis zum Ende des XVIILjahrhunderts
erhalten haben, dürfte ihr Haupt-
verbreitungsgebiet gewesen sein. Auf
einer runden gemalten Glasscheibe,
wohl flämisch aus den ersten Jahr-
zehnten des XVI. Jahrhunderts, in der
Sammlung Figdor (Abb. 83), die auch
einen interessanten gleichartigen
Lehnstuhl zeigt, können wir diesen
Sesseltypus in etwas modifizierter,
gotischer Anordnung mit gebogener
Lehnenleiste feststellen. Bei der
engen politischen Verbindung der
Niederlande mit Spanien, die wohl
auch auf die klösterlichen Anstalten
sich erstreckte, können wir die merk-
würdige Wanderung dieses Stuhl-
typuswohl begreifen. -_ Englische
Möbel sind in Sammlungen des
Kontinents nur wenig vertreten
und im allgemeinen ist die Kennt-
nis des englischen Möbels mitAus-
nahme der Zeit des späten XVIII.
Jahrhunderts nur eine geringe. In
der Sammlung Figdor ist ein be-
merkenswertes Exemplar eines
Abb. 95. Kinderstühlchen, deutsch.
XV.bis XVLjahrh. 110,35, Br.o,285 m
_ Abb. 95. Bemalte Hnlzskulptur,
Lehnstuhls von Elchenhniz aus thronende Heilige, oberdeutsch, um 1520. Höhe 0,34 Meter