MAK

Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 11)

Schottland vom Jahr 1690, 
das in etwas schweren, 
aber nicht ungefälligen 
Formen sich der Gestalt 
des italienischen „Pol- 
trone" nähert. Eigenartig 
ist die in drei Felder mit 
Füll- und Rahmenwerk 
geteilte, bis zum Sitz 
herabreichende Holzlehne 
(Abb. 84). 
Reichere Ausbeute 
bieten dem Freund und 
Erforscher alter Möbel 
die französischen Stühle. 
 
A_n dle  zu Stegen Abb.g7. Tiroler Faltstuhl, XVJahrhundert. Höhe o, 5 3, Breite o,7x Meter 
sind zwei thronartige 
Stühle, in ihrem Heimatland „chaire" benannt, vielleicht beide zu kirchlichem 
Gebrauch bestimmt, worauf ihre chorstuhlartige Bildung hinweist. Der 
ältere, aus Nußbaumholz, ist ein besonders kostbares und prächtiges Stück 
(Abb. 85). Der Unterbau besteht aus einem truhenartigen Kasten, die Rück- 
wand ist als Lehne hoch emporgeführt. Auch die seitlichen, die Mittelfüllung 
des Kastens umrahmenden Bretter sind bis zur Höhe der Armlehnen ver- 
längert. An den Ecken sind Säulen vorgestellt, zwischen denen und gleich- 
artigen der Rückwand das Gitterwerk der Seitenlehnen, oben durch die 
geraden Lehnenbretter abgeschlossen, eingespannt ist. Neben den Säulen der 
Rücklehne sind seitlich nochmals Dreiviertelsäulen angebracht als Übergang 
zur Wandfiäche, an der der Stuhl natürlich feststehend zu denken ist. Die 
Rücklehne endigt in einem stark gedrückten Bogen, aus dem nach oben die 
Rahmenbretter verlängert sind. Der an sich reiche Aufbau wird durch die 
dekorative Behandlung der Flächen und einzelner Glieder noch weiter belebt. 
Die Fläche der Rückwand wie die Füllung der Vorderwand des Kastens 
zeigt in virtuosem, vielfach unterschnittenem Relief Weinstöcke, an deren 
reichem Fruchtbehang Vögel sitzen, vielleicht, da noch dazu in der größeren 
Füllung ein Garten angedeutet ist, mit symbolischer Beziehung. Die Profi- 
lierung und Flächenverzierung, hauptsächlich durch schuppenförmig ange- 
ordnetes Laubwerk, ist ungemein frisch und abwechslungsreich. Der defekte 
Zustand des Werkes, der die oberen Abschlüsse der Pfosten und Säulen mit 
Ausnahme zweier verstümmelter Adler auf den inneren Lehnensäulen nur 
vermuten läßt, kann den mächtigen Eindruck des wunderbar stilvollen 
Möbels, das dem späten XV. Jahrhundert angehören dürfte, kaum beein- 
trächtigen. 
Das zweite, im Wesen gleichartige Exemplar, aus Eichenholz, gehört 
jedenfalls dem mittleren XVI. Jahrhundert an. Auch hier baut sich über dem 
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