führung, doch auf demselben Typus
des mittelalterlichen Kastenstuhls
beruhend - wir müssen den unver-
mittelten Sprung vom Kirchenthron
zum Kinderstuhl machen - ist ein
Kinderstühlchen, das zwischen drei
Brettwänden den Sitz trägt. Die
Wände sind seitlich herzförmig,
hinten durch eine längliche Griff-
öffnung mit darunter belindlichem
Kreuz durchbrochen. Das weiche
Holz und die noch primitive Be-
arbeitung lassen die Entstehung
noch im XV. jahrhundert als wahr-
scheinlich erscheinen (Abb. 95).
Bevor wir den eigentlich
deutschen, in der Sammlung Fig-
dor ziemlich ausschließlich süd-
deutschen Stühlen uns zuwenden,
mag ein Seitensprung in die bildende
Kunst gestattet sein. Nicht das vor-
nehmste Möbel, ein Thron, ist im
Besitz der Sammlung Figdor, aber
in Verbindung mit einer der lieblichsten Schöpfungen deutscher Frührenais-
sanceplastik, einer thronenden, bemalten Figur der heiligen Margarete, einem
Erzeugnis der schwäbischen oder der noch wenig erforschten Donauschule,
finden wir einen herrlichen Thron nach demVorbild
italienischer Madonnenbilder, den wir an dieser
Stelle nicht mit Stillschweigen übergehen dürfen.
Die breite Thronbank flankieren vorspringende
Seitenlehnen in Pilasterform mit Sockel und Ge-
bälk; ähnlich mit vorspringenden Pilastern ist die
Rücklehne gestaltet, darüber ein Halbkreisbogen
mit Muschelfüllung und reich profilierter Um-
rahmung (Abb. 96).
Die bei den italienischen Stühlen gewahrte
Reihenfolge beibehaltend, wollen wir uns zunächst
den Klapp- und Faltstühlen zuwenden. Die eigent-
liche Schatzkammer deutschen Mobiliars, Tirol,
hat auch in dieser Art manches beigesteuert. Der
älteste aus Tirol erworbene Faltstuhl zeigt noch
ganz die aus den Miniaturen bekannte Form des
hohen Mittelalters. Die leicht geschweiften Stäbe Abimowschwdm Schmnmh"
_ _ _ xvx. bis xvn. Jahrhundert.
laufen in umgebogene Endigungen, den nicht mehr man: 11.73, Breite 0,46 Meter
Abb. x06. Tiroler Scherenlehnstuhl, XVI. Jahrhundert.
Höhe 0,99, Breite 0,68 Meter