meister Bartholomäus Prantner und den Räten der Stadt Wien im Jahre
1580 verehrt. Der Eppaner Stuhl dürfte allerdings nach seinen noch ziemlich
streng gotischen Formen um wenigstens ein halbes Jahrhundert früher an-
zusetzen sein.
Eine weitere Anzahl von Klappstühlen ist in der Konstruktion und im
Material denen Italiens, von welchen Proben in den Abbildungen 67 bis 69
gegeben wurden, völlig gleich. Sie scheinen in der Schweiz und in der Boden-
seegegend sehr verbreitet gewesen zu sein, kommen aber zum Beispiel auch
in Nürnberg zu Anfang des XVII. Jahrhunderts vor. Die Unterscheidungs-
merkmale der italienischen und deutschen Stühle dieser Art sind der
weniger massive Bau, der sich besonders in der Bildung der Seitenlehnen
ausspricht, die starke Neigung, die geschweiften Kreuzstäbe mit Knickungen
und Nasen zu versehen, dann die größere Zierlust, die sich in der Anbrin-
gung geschnitzter Reliefs kundgibt. Die beiden
schönsten Beispiele der Sammlung geben die
Abbildungen gg und IO0 wieder, beide aus der
Bodenseegegend stammend, der erstere wohl
noch aus dem Ende des XVI. Jahrhunderts,
der letztere einige Jahrzehnte jünger.
An dieser Stelle muß eines schweizerischen
Pseudoklappstuhls -- wie die Abbildung rot
ergibt, sind die Beine wohl gekreuzt, aber nicht
drehbar - Erwähnung geschehen, der durch
die an den Seiten angebrachten eisernen Ringe
zum Durchstecken von Tragstangen sich als
eine Art von Sedia gestatoria erweist. Schwer-
lich aber hat er einer hohen Standesperson als
Zeremonialstuhl gedient, eher vielleicht, auch
die weiche Polsterung weist darauf hin, einem
älteren vom Zipperlein geplagten Herrn.
Von kirchlichen Faldistorien, wie wir eines
bereits aus Italien kennen lernten, besitzt die
Sammlung Figdor drei wundervolle Exemplare
des XVILJahrhunderts, zwei aus Mähren, eines
aus Steiermark. Dasjenige aus dem Dom zu
Marburg, an dem die X-förmigen Träger in
stilisierte Hundsköpfe auslaufen, ist ohne Lehne.
Die sorgfältige farbige Tönung und die eigen-
artige Imitation von Edelsteinen in Kasten-
fassung neben dem viel moderneren Blattorna-
ment lassen fast die Vermutung aufkommen,
daß der Verfertiger noch ein mittelalterliches
Original vor Augen gehabt habe (Abb. x02).
_ _ _ _ Abb. n l. Küpersluhl.
Das zweite aus der Kirche zu Karthaus bei um X700. Höhe 1,08, Breite 0.41 Meter
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