Form des Bildepitaphiums, wo den eigentlichen, verhältnismäßig schlichten
Leistenrahmen ein reicher architektonischer Aufbau umschließt. Der Bild-
rahmen wird von einer reichen Ädikula mit Säulen, Sockelbau und Gebälk ein-
gefaßt, an denen an allen vier Seiten nochmals alsUntersatz, Aufsatz und drei-
eckig aufgebaute Flügel sich Füllungen mit reichem Ornamentschrnuck in
Flachrelief, das auch die inneren Friese schmückt, angliedern. Das aus Italien
stammende Werk dürfte noch der ersten Hälfte des XVI. ]ahrhunderts an-
gehören (Abb. x49}.
Bei dem andern Stück deutschen Ursprungs, das etwa hundert Jahre
jünger ist (Abb. x50), hebt sich der Rahmen, der nach den im oberen Rund-
medaillon mit den Leidenswerkzeugen, etwa ein Ecce-homo-Bild enthalten
haben dürfte, vom Hintergrund eines üppigen, plastisch aufs reichste ver-
zierten Kartuschenwerks ab. Auf dem oberen Sims des Aufbaus sitzen in
malerischer Anordnung zwei Engel, die das bekrönende Rundmedaillon
halten. Unter ihnen reiche Fruchtbukette. Unten, vorn übrigen Aufbau
getrennt, eine ungemein reich gegliederte Kartusche, die ein querovales
Medaillon mit gefiügeltem Engelskopf einschließt. Trotz des Überreichturns
der Verzierung ist das Epitaph mit feinstem Stilgefühl entworfen und aus-
geführt und auch, wie die Gold- und Farbreste beweisen, in seiner Farben-
gebung so sorgfältig behandelt, daß sein Entwurf nur einer ersten künst-
lerischen Kraft zugeschrieben werden kann. -
Eine lange Wanderung liegt hinter uns, mit reichen Ausblicken in das
weite Gebiet der Möbelgeschichte. Möge die naturgemäß vorwiegende, aber
schwer zu vermeidende Monotonie der Beschreibungen mit ihren technischen
und formalen Details den Leser nicht allzu sehr ermüdet haben. Der enge
Rahmen dieser Publikation verbot die sonst so wünschenswerte Heran-
ziehung von Vergleichsmaterial aus anderen Sammlungen, wie das nähere
Eingehen auf die einschlägige Fachliteratur und eine Anführung derselben.
Strenge Sachlichkeit entsprach im allgemeinen am besten dem Gegenstand,
ist doch auch das Schaffen der Sammlung eine ernste Arbeit gewesen, nicht
der Ausdruck eines Modesports oder eine Sache der Eitelkeit. Hier sollte
eine wichtige Abteilung der Sammlung weiteren, insbesondere kunstgewerb-
lichen Kreisen bekannt gemacht werden. Ein Ausspruch Dr. Figdors zum
Verfasser über die Zwecke von Museen und Privatsammlungen: „Inspiration
nicht Imitation" darf billig als Motto der Absichten der Besitzer gelten.
Fügen wir dem hinzu die Nacheiferung in der edleren Weise, in welcher
Tacitus die Angehörigen des Agricola „ad imitationem virtutum" des Hin-
gegangenen anrief, so entspricht dies am ehesten dem Sinn des Schöpfers
der Sammlung.
Was die Gegenwart, wie auf allen Gebieten der angewandten Kunst,
auch auf dem hier behandelten von den Alten lernen kann, das sind gewissen-
hafte Auffassung des Berufs und Vertiefung in seine Aufgaben, Ehrlichkeit
der Mache und Zweckbewußtsein. strenge handwerkliche Schule und ernster
Wille zur Kunst, Maßhalten und Takt bei vollerEntwicklung der freien Per-