Glanz ohne jedes Blau. Und im Hochgebirg, 2000 Meter über Arosa, beobachtet er das
knallende Weiß des Schnees, was ihn ziemlich in die Nähe Gallens bringt. Auch die
Brionischen Inseln sind einer seiner beliebten Schauplätze. Dann Venedig. Das Leuchtende
der Farbe an sich will er darstellen; nicht das Licht der Sonne, sondern ihren Glanz. So
in einem größeren Bilde vorn Grundlsee, wo er zu diesem Zweck nur Grün verwendet.
Es scheint, daß auf diesem Wege wirklich etwas zu holen ist.
EÜE DEKORATIONSMOTIVE. Auf der Seilerstätte, an der runden Ecke
des Neubaus des Finanzministeriums erregt das neue Verkaufslokal der k. k. Hof-
und Staatsdruckerei viel Aufmerksamkeit. Es ist ein weiterer Schritt ins Moderne, be-
kanntlich nicht der erste unter der einsichtigen Leitung des Hofrats Ganglbauer. Die Ein-
richtung des Lokals trägt den Stempel der„Wiener Werkstätte" (Professor Josef H05"-
mann). Das Motiv ist sehr einfach, aber sehr gediegen. Das ganze Erdgeschoß des Hauses
ist mit geschlilfenen Platten von schwarzem schwedischen Granit verkleidet, die einfach
eingeschnittenen Ölfnungen aber mit einer gemusterten Rundleiste von vergoldetem Metall
umsäumt. Da dies einzeln und dann wieder gruppenweise geschieht, so daß die Leiste
sich nach Bedarf verdoppelt, ja verdreifacht, wird eine vornehme und originelle Schwarz-
goldwirkurlg erreicht. Die massigen Buchstaben der Firma fügen sich in diese Gesamtheit
ein und zwei interessant stilisierte heraldische Adler sollen noch hinzu kommen. - Auch
aus dem neuen, von der „Wiener Werkstätte" unternommenen „Kabarett Fledermaus",
Ecke der Kämtnerstraße und Himmelpfortgasse, ist ein wesentlich originelles und äußerst
wirksames Motiv von Flächendekor zu melden. Der Bar-Room samt Bar ist nämlich bis
zur weißen Putzregion hinauf mit einer Mosaik aus viereckigen Majolikaplatten von ver-
schiedenster Größe, Farbe und Gruppierung bedeckt. Über 7000 solche Kacheln sind ver-
wendet und davon xooo mit l-iguralen Darstellungen versehen. Lauter Unika natürlich;
Karikaturen, bacchische Symbole, drastische Szenen, ulkige Porträtchen, Allotrien aller Art.
Ein amüsantes Bilderbuch ohne Ende, in Majolika, aus der keramischen Werkstatt Pro-
fessor Löfflers und Powolnys. Die Wirkung ist bei aller Buntheit sehr befriedigend und
lokalgemäß. Das anschließende Theaterchen für 2oo Personen ist zum Gegensatz ganz in
Weiß; Putz mit handgeschnittenen Ornamentstreifen in Stuck; Lambris und Brüstungen
graugemengter belgischer Malplaquetmarmor; dazu Bequemlichkeitsmöbel in wieder
neuen Varianten.
AMMLUNG TRITSCH. Unter den kleineren Bildersammlungen Wiens nimmt die
des kaiserlichen Rates Alexander Tritsch eine vornehme Stelle ein. Sie besteht - neben
Altwiener Porzellan und guten neuen Gemälden - aus 46 niederländischen Bildern, meist
Genre des XVl. und XVII. Jahrhunderts, die als Wohnungsschmuck verwendet sind. Eine
musterhaft ausgestattete Publikation der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien,
„Niederländische Gemälde aus der Sammlung des Herrn Alexander Tritsch in Wien, von
Gustav Glück" (Buchdruckerei von Carl Gerolds Sohn) bringt diesen kleinen Privatschatz
jetzt in den Sehkreis eines größeren Publikums. Vorzügliche Abbildungen (2 5 Tafeln in Helio-
gravüre, n 1 Textabbildungen, darunter 5 Radierungen von William Unger) dienen als Schau-
stoff. Der rühmlich bekannte Verfaser, Kustos der kaiserlichen Gemäldegalerie, behandelt
die Bilder mit der ihm eigenen Sachkunde und gelangt zu manchem interessanten Ergebnis.
Erwähnen wir vor allem ein Hochzeitsfest und das Doppelbildnis eines Ehepaares von
Gerrit Lundens, dessen berühmte Kopie der Rembrandtschen Nachtwache sich in der
National Gallery zu London befindet. Das Hochzeitsfest lehnt sich auch in vielen Stücken
an dieses Gemälde an, der Bräutigam ist sogar gelb gekleidet wie dort Frans Banning
Cocq. Bezeichnet ist es x64g, folglich mul] jene Kopie noch vor diesem Jahre und noch
unter Rembrandts Augen gemacht worden sein; eine neue Stütze für die, die auf Grund