MAK

Volltext: Monatszeitschrift X (1907 / Heft 12)

 
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AMERIKANISCHE KUNSTAUSSTELLUNGEN 
IN DER SAISON 1906-1907 Sie VON CLARA 
RUGE-NEWYORK S0- 
N meinem letzten Bericht habe ich die bevor- 
stehende Vereinigung der „National Academy of 
Design" mit der einst aus ihr entsprungenen So- 
l ciety of American Artists angekündigt, und sie 
_ I " hat mittlerweile wirklich stattgefunden. Da die 
-' , Ausstellungen beiderGesellschaften keine wesent- 
lichen Unterschiede aufwiesen, so hat auch die 
Fusion ihr Gepräge nicht verändert. Es wurden 
bisher zwei Ausstellungen in dem Fine Arts 
Building abgehalten. Die eine wurde im Dezember 
und die andere im März eröffnet. Jede enthielt ungefähr 400 Bilder. Die Aus- 
stellungen zeigten einen ausgeprägt konservativen Charakter. Man kann 
deshalb mit Sicherheit voraus sagen, daß für die Bestrebungen der jüngeren 
Künstler schon in kurzer Zeit in entsprechender Weise gesorgt werden muß. 
Vorläufig hatte man sich noch in anderer Weise zu helfen. 
Die sogenannten „One man's Exhibits" (Ausstellungen der Arbeiten 
eines Künstlers) haben sich hier eingebürgert und bieten natürlich die beste 
Gelegenheit, die individuelle Art des betreffenden Künstlers in jeder Weise zu 
zeigen. Da sie aber sehr kostspielig sind - die Auslagen belaufen sich oft auf 
IOO0 Dollars - so sind manche Künstler von vorneherein davon aus- 
geschlossen. Aus diesen und andern Gründen trachtet man Gruppenaus- 
stellungen zu arrangieren. So haben sich schon seit mehreren Jahren die 
„Ten american Artists", einige jüngere Künstler von stark moderner Prägung, 
abgesondert und diesen Winter sind im neuen Kunstsalon, dem der sehr ver- 
größerten New-York School of Art, Einzel- oder Gruppenausstellungen von 
Malern moderner Richtung abgehalten worden, die bis zum nächsten Jahre 
vermutlich eine Art „Sezession" in größerem Maßstab bilden werden. An 
der Spitze dieses neuen Ausstellungsunternehmens steht Robert Henri, der 
mit William M. Chase die genannte Kunstschule leitet. Robert Henri ist 
unter den Jungen dieser Richtung bis jetzt das stärkste und reifste Talent. 
Er und seine Anhänger streben vor allem nach Ausdruck und sehr verein- 
fachter kraftvoller Technik. Sie negieren jede Ausführlichkeit, sowohl in der 
Landschaft als im Figurenbild und im Porträt. 
Die beiden Ausstellungen von Bildern in Aquarell, die des Newyorker 
Water Color Club und der Newyorker Water Color Society, sind in den 
alten Pfaden weiter gewandelt. Ferner wurde in der Bundeshauptstadt eine 
neue große Ausstellung eröffnet. In der Cokeran Galerie zu Washington 
wurde zum ersten Mal eine Kunstausstellung abgehalten, die nun jährlich 
wiederholt werden soll und wohl auch jährlich interessanter werden dürfte, 
denn dies Jahr ist man größtenteils in den alten Fehler verfallen, der hier bei
	        
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