Echt wissenschaftlich ist auch die klare Abgrenzung des Stoffes. Der Verfasser
will nur eines, die „chalkographische" Beschreibung der Werke Goyas also gerade das,
was bisher noch nicht befriedigend geschehen und was doch so wichtige theoretische und
praktische Interessen berührt. Daß er aber in der Zurückhaltung allzu weit gegangen ist, daß
er seine Aufgabe allzu eng urngrenzt hat, darin liegt ein erster Einwand, der gegen das Buch
zu erheben ist, ein Einwand,
der freilich nicht seine ge-
rade auf diesem Gebiet so
ergebnisreiche Arbeit trifft
als vielmehr die Anlage der
Publikation, das Mißverhält-
nis zwischen ihrer Form und
ihrem Inhalt. Ein abge-
schlossenes Katalogwerk,
zumal von dem Umfang und
der gewichtigen Form wie
das vorliegende, sollte doch,
denkt man, die Tendenz
haben, alle früheren Kata-
loge, auf deren Schultern es
steht, überflüssig zu machen.
Nicht so der I-lofmannsche.
Er verzichtet - abgesehen
von den 21 Blättern der
„ProverbiosfßFolge -- auf
einen wesentlichen Bestand-
teil jedes Katalogs, auf die
Beschreibung der Blätter,
und begnügt sich mit der
Angabe der gerade bei Goya
oft so schwer verständlichen
Unterschriften. So wird man
auch fortan neben seinem
Buch der Arbeit von Lefort
und, da Beschreibungen der
„Desastres" nur in Lafonds
und Viiiiazas Werken ent-
halten sind, auch eines die-
ser Kataloge nicht entraten
können, sobald es sich zum
Beispiel um die Identifizie-
rung eines Einzelblattes, das
de!" UnteFSChFift ßmbehfä Vierblatt-Wandkalender nach Originalgemälden von Anna Whelan Betts
etwa eines Probedruckes,
handelt. Die korrekte und erschöpfende Beschreibung eines Kunstwerks ist keine leichte,
bei Goya aber eine ganz besonders schwierige Arbeit," jedenfalls aber eine Arbeit, deren
sich der Katalogverfasser nicht entschlagen darf. Freilich hätten hier die oft so über-
raschend glücklichen und lebendigen Beschreibungen, die Lefort von der Mehrzahl der
Blätter gibt, eine gute Grundlage gegeben. Mit einer energisch überprüften Übersetzung
der Lefortschen Texte wäre dem Katalogwerk dieser wichtige Bestandteil erhalten gewesen.
" Von den „Proverbios" gibt Hofmann, wie erwähnt, Beschreibungen, darunter freilich auch einige
(Nr. 2, 3, g, n, 16, r7), die nicht einwandfrei gelungen sind.