Typen dieser zweiten Ausgabe
erkennen zu dürfen. Ich möchte
mich nicht getrauen, auf Grund
dieser allgemeinen Angaben
Exemplare der einen oder andern
Ausgabe zuzuweisen. Leichter,
sogar sehr leicht würde dies
fallen, wenn Hofmann (und
Lefort) Recht hätten, daß alle
Exemplare der ersten Ausgabe
in einem bräunlichen Ton
„rougeätre", die der zweiten
Ausgabe in schwarzer Farbe ge-
druckt wären. Aber konstatiert
nicht Hofmann selbst das Vor-
kommen von Exemplaren, in
denen Drucke in beiden Farben
gemischt sind, und gibt es nicht
auch von der ersten, unter
den Augen Goyas hergestellten
Ausgabe der „Tauromaquia"
sowohl schwarze als bräunliche
Drucke? Die Wiener I-Iofbiblio-
thek besitzt ein Exemplar, das,
wie gleich ausgeführt werden
soll, zweifellos zu den aller-
frühesten Drucken gehört. Die
Druckfarbe ist bei der Mehrzahl
seiner Tafeln nicht eigentlich
als „rougeätre", sondern eher
„mit einem Stich ins Gelbliche,
Goldige" zu bezeichnen. Daß
dieses Exemplar einer ganz
frühen, auch der Hofmannschen
„ersten Ausgabe" noch voraus-
gehenden Abdruckgattung angehört, läßt sich aus gewissen Varianten belegen, die in den
Unterschriften zweier Blätter auffallen. Bei Blatt III lautet die Schrift: „Que biene el
Coco", später aber (und so auch schon in den mir bekannten Exemplaren der „ersten" Aus-
gabe, zum Beispiel im Britischen Museum, im Berliner Kupferstichkabinett): „Que viene
el Coco". Ebenso bei Blatt IV im Exemplar der Hofbibliothek: „El de la royona", sonst
stets: „El de la rollona". Daß die Fassung des Exemplars der I-Iofbibliothek die ursprüng-
liche war, ergibt sich daraus, dal] man in andern Exemplaren sowohl der „ersterW als irgend
einer spätem Ausgabe bei scharfem Zusehen ganz unverkennbar die Spuren des auf der
Platte getilgten „b" und „y" noch erkennen kann. Wie also steht die Sache? Welcher
Ausgabe gehört der Wiener Druck an? Welcher Ausgabe die bisher der „ersten" Ausgabe
zugeschriebenen Exemplare? Diese Fragen werden natürlich hier nicht gestellt, um auch
sofort beantwortet zu werden, sondern nur um zu beweisen, daß den Aufstellungen bei
I-Iofmann in diesem Falle noch keine Endgültigkeit zukommt.
Eine die Geduld und den Blick der Verfasser von Kupferstichkatalogen am meisten
in Anspruch nehmende Arbeit ist die Bestimmung der „Etats". Bei Goyas Caprichos liegt
dieses Geschäft verhältnismäßig einfach. Es sind fast nur Veränderungen äußerlicher Art,
die an der Platte zu beobachten sind; zumeist handelt es sich lediglich um die Hinzufigung
"C8
Schreibltalender mit Illu-
stration von George Wright