von Schrift und Nummer. In einigen Fällen aber konstatiert der Hofmannsche Katalog
doch auch Veränderungen, Überarbeitungen von der Hand des Künstlers (Nr. 13, 28, 31).
Bei sorgfältiger Vergleichung einer größeren Anzahl von Drucken würden sich vielleicht
noch mehrere solche Fälle ergeben, vermutlich wird sich auch die Zahl der Probedrucke
noch vermehren. Voraussetzung zur Auffindung derartiger Unterschiede wäre eine exakte
Beschreibung der im vollendeten Etat erkennbaren Arbeitstechnik. Hofmann gibt in dieser
Beziehung mehr als seine Vorgänger, doch nicht überall Erschöpfendes. So müßte, nach-
dem in einem Fall die Arbeit des Polierstahls als etatsbildend erkannt wurde (28),
seine Mitwirkung überall, wo sie sich findet, mit einem Worte angedeutet werden (zum
Beispiel auf Blatt 6, 12, 17, 18, 21, 22, 23, 24, 48, 49, 50 und vielen andern). Ferner scheint
mir, dal] der Stichel öfters als I-Iofmann annimmt, von Goya angewendet wurde, um tiefen
Schatten Kraft und Zusammenhalt zu geben (zum Beispiel 12, 16, 17 und andere mehr)?
Eine vollständige Beschreibung würde endlich auch der Angabe nicht entbehren dürfen, in
wie viel Tonstufen die Aquatinta auf jedem Blatt verwendet wurde. In der Regel lassen
sich zwei Ätzungen erkennen, vereinzelt findet sich ein einziger, entweder sehr zarter (zum
Beispiel 7, 34) oder auch mittlerer Ton (zum Beispiel xg), mehrere Male sind deutlich drei
Tonstufen zu unterscheiden (zum Beispiel 29, 34, 41)."
Die letzteren Angaben scheinen mir auch aus einem andern praktisch sehr wichtigen
Grund in einem abschließenden Goya-Katalog wünschenswert zu sein.
Waren Veränderungen an den Goyaschen Platten, die von der Hand des Künstlers
stammen, als selten und unerheblich zu konstatieren, so erweisen sich die Veränderungen,
die ungewollt durch die Technik des Abdrucks hervorgerufen werden, leider um so ein-
schneidender. Die zarteren Aquatintatöne halten der Druckerpresse nicht lange stand, die
Tonstufen verlieren nach nicht allzu vielen Abdrucken ihre Harmonie, die feinsten Töne
verschwinden gänzlich, die Beziehungen der Töne untereinander verändern sich, der künst-
lerische Eindruck ist wesentlich irritiert. Daher ist für die Beurteilung eines Goyaschen
Druckes die Feststellung der Abdruckgattung, der er angehört, von ausschlaggebender
Wichtigkeit. Hoffmann gibt in dieser Richtung für die ganzen Serienausgaben wohl gute
Charakteristiken, oft auch bei den einzelnen Blättern aufklärende Bemerkungen über den
jeweiligen Zustand der Platte, doch systematisch und einheitlich ist die Beschreibung nicht
durchgeführt. Und gerade sie wäre für den Sammler von der größten Bedeutung. Man
muß schon heute mit der Aussicht rechnen, daß vollständige Folgen in guten alten Ab-
drucken sehr selten und sehr kostspielig werden, so daB mancher Sammler und manche
Sammlung (wie es schon jetzt der Fall ist) sich damit begnügen muß, einige Blätter in
alten Drucken (und daneben vielleicht die ganze Folge in einer späten, billigen Ausgabe)
zu erwerben, ein Verfahren, das zu sehr im Interesse der Händler liegt, als daß sie es
nicht durch Zerteilung alter Folgen gerne unterstützen würden. Für solche Fälle wäre es
von großem Wert, einen klaren Maßstab für die Druckqualität des einzelnen Blattes in den
verschiedenen Ausgaben zu besitzen. Es dürfte nicht schwer sein, überall ein charakteri-
stisches Moment in ein paar Worten festzuhalten, besonders wenn sich diese Bemerkungen
auf die schon besprochene, bei I-Iofmann leider vermißte exakte Beschreibung der Dar-
stellung und erschöpfende Angaben über die Technik stützen könnten. Ich wähle ein be-
liebiges Beispiel. Bei Blatt 32 beschreibt l-Iofmann die Unterschiede der Auflagen folgender-
maßen: „3. Ausgabe: Aquatinta im Grunde fleckig, 4. Ausgabe: Noch fleckiger, mit Ton.
5. Ausgabe: Vollständig verbraucht, sehr schlecht." Ich fürchte, daß eine solche, in lauter
Relationen gehaltene Beschreibung dem, der nur eine Ausgabe vor sich hat, nicht weiter
helfen wird. Vielleicht wäre ihm mit folgendem mehr gedient: 1. (2.) Ausgabe: Aquatinta
in zwei Tönen, nur ganz leichte Spuren von Polierarbeit. Links Türspalte grell weiß,
"' Auf Blatt 38 ist die Mitwirkung der kalten Nadel nachgetragen.
"W In den meisten Fällen wird ein dritter Ton durch Aufhellen der Aquatinta mittels des Polierstahls
erreicht. Diese Arbeiten, die in den frühesten Drucken oft wenig bemerklich sind, verursachen das häßliche,
fleckige und streifig: Aussehen der späten Abdrucke.