— 15 —
Frankreich eingeführte Blumennaturalismus vorzugs
weise in der englischen Teppichweberei geführt hat,
während man in Frankreich, im Ganzen massvoller
handelnd, zu dem naturalistischen Blumenschmuck auch
41
den Bilderschmuck in ganz ähnlicher Tendenz einführte:
d. h. die möglichst bildmassige und selbstständige Voll
endung des figürlichen gemalten Schmuckes bestimmte
den Werth des Gegenstandes, nicht seine Gesammt-
erscheinung, sein Bau, seine Form, seine Gliederung.
Diese Richtung gelangte zum höchsten Ausdruck in den
Gobelins der kaiserlichen Fabrik, die es nur darauf ab
gesehen hatten, ihre Originale als Oel- oder Fresco-
gemälde möglichst zu erreichen. Wo und wie dann
solcher figürlicher Schmuck angebracht wurde, war
gleichgültig, ob er um die Biegung der Gefässe sich
zog, dass man hier einen Schenkel, dort nur einen
Kopf sah, oder ob man sich darauf setzte und legte,
oder ob man ihn mit Suppen und Saucen verdeckte.
Entartete so unter dem Einfluss des Blumen
naturalismus der malerische Schmuck oder fand er we
nigstens schiefe Anwendung, so erging es der Form,
der plastischen Gestaltung nicht besser. Ich habe schon
gesagt, dass die Form nothwendig in Misscredit fallen
musste, da aller, ja der einzige Werth auf das Beiwerk
gelegt wurde. Aber der Einfluss der Blume äusserte
sich noch ganz anders. Die Blume selbst, als hohles
Gefäss gedacht, trat an die Stelle der Gefässformen,
die doch durch ihre Geschichte, durch ihr Material und
ihren Zweck ihre vollberechtigte Existenz hatten. Tassen,