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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 1)

durch Verunglückungjohann Georg Berger, Bauer von Ungarbach, in seinem 3:. Lebens- 
jahre. Christen! Gedenket seiner armen Seele irn Gebete und haltet euch selbst bereit und 
,Wachet, denn auch ihr wisset nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird'. Matth. 24, 
n." Das Talent Gauermanns spricht aber auch schon aus seinen kindlichen Inkunabeln. 
Das sind zwei saubere und dabei pointierte Bleistiftzeichnungen nach (Kleinschen?) Vor- 
lagen: zwei Rastelbinder und eine Gruppe von Jagdhunden, bezeichnet in knabenhafter 
Kielfederschrift: „Fritz Gauermann 1821". Viel Talent ist auch in einer Reihe von Blei- 
stiftskizzen rapidester Art, aus den jünglingsjahren. Symposien seiner Freunde, deren 
Namen zum Teil beigeschrieben sind (Holzer), mit karikierender Laune aus dem Augen- 
blick heraus, dann eine Schlittschuhszene mit trefflich erhaschten Bewegungsmotiven. 
Eine solche Skizze stellt seinen gelegentlichen Förderer Erzherzog Franz Karl auf der Jagd 
dar (die Hände im Muff). So ist die Gauermann-Ausstellung bei Miethke jedenfalls von 
Interesse für die Kenntnis unserer Vormärzkunst gewesen. Der Künstler geht aus ihr, 
obgleich seine wohlbekannten stärksten Sachen ja nicht mit ausgestellt waren, keineswegs 
reduziert hervor. 
ÜGÜST EISENMENGER. Am 7. Dezember ist August Eisenmenger, 78 Jahre 
alt, plötzlich gestorben. Von 1872 bis zgox war er Professor an der Wiener Akademie 
der bildenden Künste. Ein Kahl-Schüler, der begabteste sogar, wenn man Karl Lotz beiseite 
läßt, der früh nach Budapest geraten, dort sein umfangreiches Lebenswerk geleistet hat. 
Eisenmenger war 1830 in Wien geboren, eine stattliche Erscheinung (Michelangelos Moses, 
sagte man) und ein echter Künstler im Sinne seiner auf das Monumentale gehenden Zeit. 
Für einen vollen Rahl-Schüler fehlte ihm eigentlich der starke Farbensinn. In seiner Voll- 
kraft, als er noch (mit Griepenkerl) den Rahlschen Vorhang für die Hofoper ausführte und 
auch noch im Aesop-Vorhang für das Augsburger Theater hielt er die Polychromie (wie 
man damals sagte) fest. Später lenkte er ins Grauere hinüber, das selbst seine im Staats- 
auftrage geschaffenen repräsentativen Bildnisse (Graf Thun und andere) beherrschte. An 
der malerischen Ausschmückung der Bauten im Stadterweiterungs-Wien war er in erster 
Reihe beteiligt. Natürlich auch auf Schloß l-lörnstein, das in Hansens Zeichen stand. Im 
Kunsthistorischen Hofmuseum, im Österreichischen Museum, im Sitzungssaale des Abge- 
ordnetenhauses, im justizpalast, im Burgtheater (reizvoller Fries im Treppenhause vor 
der l-lofloge) und so um den ganzen Ring herum begegnet man seinen großen und kleinen, 
oft zyklischen Arbeiten. Die Antikensammlung im Hofmuseum hat allein 50 Medaillons von 
ihm. Wo solche Anlehnung an den Relief-, Camaieu- oder Grisaillenstil möglich war, fühlte 
er sich in seinem Element. In dem farbigen Treiben des letzten Menschenalters hatten die 
an sich rüstigen und leistungsfähigen Rahl-Schüler einen schweren Stand. Erst ging die 
Makart-Zeit über sie hinweg und dann die moderne Dionysik. Sie waren zweimal überholt, 
von zwei prunkenden Dschaggernautwagen überfahren. Bei alledem stand Eisenmenger als 
Lehrer in hoher Achtung. Akt und Komposition lernte man bei ihm gründlich und dies 
kommt auch vielen Modernen von heute, die seine besten Schüler waren (Roller, Moser, 
Lenz und andere) nicht wenig zu statten. Er leitete seine Schule stramm und wehrte das 
Neue nicht so engherzig von ihr ab, wie mancher andere. Er ließ sogar neue Maltechniken 
versuchen, zum Beispiel die Syntonosfarben, als Stucks „Tod" ausgestellt war. Der eine 
und andere seiner letzten Schüler schlug gar über alle Stränge und dann sah man wohl in 
der Schulausstellung eine Wand Eisenmengers ganz mit Ultrasachen des jungen Radler 
bedeckt. Nicht gerade zur Freude des Alten, der ihm achselzuckend gesagt hatte: „Diese 
drei Wände, das ist meine Schule, die arrangiere ich; die vierte Wand überlasse ich Ihnen, 
machen Sie, was Sie wollen." Seine Schüler sind noch heute gut auf ihn zu sprechen. 
NDREAS GRQLL. Kurz vor Jahresschluß starb in Wien der in seiner Richtung 
mit Recht geschätzte Historienmaler Andreas Groll, Professor an der Kunstgewerbe- 
schule desk.k. OsterreichischenMuseums. Seine kraftvolle Erscheinung hatte ihm ein längeres
	        
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