Artur von Scala, reiht sich eine kurze Einleitung Geheimrats Wilhelm Bode, dessen
Beruf zu dieser Aufgabe wohl nicht erst bewiesen zu werden braucht, dann folgt ein
historischer Überblick über die Geschichte der älteren orientalischen Teppiche von Dr.
Friedrich Sarre in Berlin und endlich eine technische Untersuchung der einzelnen Stücke
durch Professor Severin Schröder in Wien; so hat Süd und Nord zusammengearbeitet,
um eine mustergültige Leistung zu schaden. Heute ist das Forschungsgebiet der verschie-
denen Zweige des Kunstgewerbes ja schon so spezialisiert, daß es unmöglich ist, einen
Mann zu finden, der alle Gebiete oder auch nur ein einzelnes Gebiet nach allen Seiten hin
gleichmäßig beherrschte. Es ist daher sehr erfreulich, daß sich neben zweien der Haupt-
begründer der praktischen und wissenschaftlichen Teppichkunde, von Scala und Bode,
auch Dr. Sarre, dessen Spezialstudien gerade für die im Werke gebrachten Teppiche von
Bedeutung waren, und der die Ergebnisse seiner Studien in den letzten Jahren wiederholt
im Orient selbst revidieren und ergänzen konnte, in den Dienst der uns allen gemeinsamen
Sache gestellt hat.
Gewiß sind heute viele der wichtigsten Fragen der Teppichkunde noch nicht gelöst
und man wird in der von Bode bereits so erfolgreich durchgeführten Art, von verschiedenen
Seiten her (durch Vergleichung alter Bilder, Stoffe, Keramiken, Urkunden und so weiter),
an die Teppiche herantreten müssen. Der Referent selbst wird demnächst Gelegenheit
haben, Berichte über orientalische Teppiche aus der Barockzeit näher zu berühren -
immerhin konnten die einzelnen Arbeiten in dem neuen Werk nach Zeit und Herkunft
schon weit sicherer bestimmt werden, als es noch vor wenigenJahren möglich gewesen wäre.
Noch der Mitte des XVI. Jahrhunderts entstammt ein prachtvoller Teppich im Besitz
von F. Schutz (früher Chappey) in Paris.
Zu den schönsten und ältesten der abgebildeten Stücke gehört auch ein wundervoller,
wohl nordpersischer, um 1500 anzusetzender Teppich aus dem Besitz des bayrischen
Gesandten in Wien, Heinrich Freiherrn von Tucher. Noch ein zweites Stück aus dem-
selben Besitz mit außerordentlich feinen Ranken, Blütenpalmetten und Wolken auf rotem
Grunde ist noch in die erste Hälfte, spätestens in die Mitte, des XVLJahrhunderts zu ver-
setzen. In dieselbe Gruppe sind zwei prächtige, aber doch etwas spätere, Stücke im Musee
des Arts decoratifs in Paris einzureihen.
Zu den frühesten und prächtigsten Vertretern der „Tier- oder Jagdteppiche" gehört
ein Stück aus dem Besitz des Herrn Dr. Sarre, das der Sanden-Moschee in Ardebil und
wohl noch der ersten Hälfte des XVI. Jahrhunderts entstammt; der Teppich ist auch
einer der feinst geknüpften.
Ein sehr bemerkenswerter Tierteppich ist ferner der aus dem Besitz des Herrn
J. Maciet in Paris, der etwa um die Mitte des XVII. Jahrhunderts entstanden ist; die seit
der Zeit Schachs Abbas so starken chinesischen Einflüsse treten in ihm besonders deutlich
hervor; auffällig sind auch die großen Figurenszenen aus einem persischen Roman im
Mittelfeld.
Etwas jünger ist ein prachtvoller Teppich mit kleineren Tiergruppen und prächtigen
Ranken im Victoria and Albert-Museum (Nr. 25), während ein anderes Stück derselben
Sammlung (Nr. 26) wohl schon in die zweite Hälfte des XVI. Jahrhunderts zurückreicht
und nach Bode „wohl der großartigste und stilvollste dieser (Tier-)Teppiche" ist. Durch
die zarte Darstellung blühender Blumen und kleinerer Tiergruppen ragt der etwas jüngere
Teppich aus dem Besitz des Herrn Schutz in Paris hervor; diesem Stücke verwandt ist
das große Teppichfragment in Krakau; eine spätere Fortbildung des Typus zeigt das Stück
aus dem Amsterdamer Museum. Die „Tierteppiche" sind somit von den frühesten bis in
die späten Stadien der Entwicklung und in besonders hervorragenden Beispielen zu ver-
folgen.
Aber auch die „Blumenteppiche", die im ganzen wohl einer etwas späteren Ent-
wicklungsstufe angehören, sind prächtig vertreten; so durch ein reizvolles südpersisches
(etwa in Schiraz oder Kirman verfertigtes) Stück aus der ersten Hälfte oder Mitte des