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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 2)

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ruthenischen Bürger unterscheidet sich von der der Landleute durch den Stoff. Gewöhnlich 
fertigen sie ihre Kleider aus feinerem fabriksmäßig erzeugtem Tuch an, tragen lange granat- 
vder blaufärbige Tuchröcke mit enger (äupan) oder mit weiter Taille (kmpöta) mit Steh- 
vder Aufschlagkragen. An der Brust, am Rücken und an den Falten bei den Seitentaschcn 
werden diese Tuchröcke mit Bändern ausgenäht und an der Brust mit Schlingen zusammen 
gehalten. Der Tuchrock wird durch einen seidenen mit Gold durchwirkten breiten Gürtel 
mit Franzen Mxf pas) zusammengehalten. Im Winter tragen sie einen mit grauem oder 
granat- und blanfärbigem, auch grünem Tuch überzogenen Schafpelz (tulüp) mit enger 
Taille und einen breiten, mit grauem Krimschaffell verbrämten Kragen. Die Kopfbedeckung 
bildet eine hohe, aus grauem Krimschaffell gemachte Mütze (s^api.a) mit blauem Sammt- 
deckel, in manchen Städten eine kegelartige, aus schwarzem LMmsfell (küe?ma), ^ 
Sommer ein schwarzer oder grauer Filzhut. 
Das ruthenische Bürgercostüm der Frauen und Mädchen unterscheidet sich bedeutend 
von dem der Dorfbewohner, und besteht fast ausschließlich aus fabriksmäßig hergestelltem 
Stoff. Ein feines Perkalhemd mit großem Auslagckragen, ein wollener, feingefalteter 
Rock, welcher vorne mit einer weißen oder buntfarbigen Schürze bedeckt ist, ein langer 
wollener Kaftan (iraktäri, Icatänkm) aus himbeerfarbigem Stoff mit großen Klappen und 
ebensolchem Auslagckragen, schwarze Stiefel oder Schuhe (o^obitirv, an Fest 
tagen gelbe oder rothe Safianstiefel oder Schuhe bilden die Kleidung einer ruthenischen 
Bürgersfrau oder eines ruthenischen Mädchens. Von besonderer Bedeutung ist der Häls- 
und Brustschmuck, welcher aus einigen Schnüren von haselnußgroßen Korallen, inmitten 
mit einer Goldmünze im Werthe von 50 bis 100 fl. besteht, so daß der ganze Halsschmuck 
der wohlhabenden Biirgersfrauen in Uhnöw, Buczacz und anderen Städten nicht selten 
einen Werth von 700 bis 1000 fl. rcpräseutirt. Die Frauen bedecken das kurzgeschvrene 
Kopfhaar mit einer Haube, um die sich ein tnrbanartig zusammengelegtes wollenes oder 
seidenes Kopftuch windet, mit rückwärts herabhängenden Enden, welche die herabwallenden 
Haarlocken bedecken. In manchen Städten hüllen die Frauen ihr Haupt nach Art der 
Dvrfsrauen in ein weißes Linnentuch (psromitlea). Die Mädchen lassen den langen 
Haarzopf mit einem cingeflvchtenen Seidenband rückwärts herabhängen. Im Winter tragen 
Biirgersfrauen lange mit blauem oder grünem Tuch überzogene Schafpelze mit 
enger Taille. Der breite Auslagekragen und die großen Klappen sind mit grauem Krim 
lammsfell oder mit Fnchsfell verbrämt, die Brnstseite und die Rückennaht mit bunten 
Bändern, manchmal sogar mit echten Goldborten benäht. 
Die Dniesterbewohner (Nistrowiäny oder Poberezci, das ist Uferbewohner) 
bilden den Übergang von der Bevölkerung der nordostgalizischen Niederung und des 
pvdolischen Hochplateaus zu den Gebirgsbewohnern und ihre Tracht ist der ihrer
	        
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