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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 12)

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Der Erste, der diese neuartige Technik beschreibt, ist Johann 
Kunckel. ln seiner nVollständigen Glasmacherkunstc") gibt er im 
x. Buche des Il. Theils unter Capitel XXVll die nachstehenden An- 
weisungen: nEin sonderliches curieuses Trinkglas {u machen. Nimm {wey 
glatte Glaser, welche sich gerade in einander fügen, welche auch, sonder- 
lich was die Höhe betrtft, also beschafen seyn, daß das innere Glaß, 
dem äußeren ja nicht an Höhe vorgehe, sondern beyde gleich hoch seyn, 
mahle das größere inwendig mit Oelfarben, nach Edelgestein Art aufs 
beste als du kanst; laß es trocken werden, alsdenn reiße mit einer 
spitrigen Gradiernadel hin und wieder Aederlein oder was du will, darein. 
Ferner schwönke altes Leinöl darinn herum, laße es wieder wohl heraus 
laufen, und umgestürgt fast trocken werden; wann es demnach ein 
wenig klebricht ist, so lege Blättlein von Gold oder Metall hinein, drücke 
sie mit einer Baumwollen inwendig an, und Iaß es Folgendes wohl 
austruckenen. so scheinen die gerißenen Aederlein gold-reich heraus. 
Indeßen nimm das andere oder kleinere Glaß, streiche es auch vermittelst 
eines Pensels mit alten klaren Leinöl oder einen reinen Fürniß aufs 
dünste an, und belege es über und über mit geschlagenen Gold oder 
Metall, so siehet es von inwendig einen uergüldeten Becherlein gleich, 
laße es auch trocken werden und setre sie in einander (es nzüßen auch 
die Gläser also eingerichtet seyn, daß sie in der Mitten, wann sie in 
einander gesetzt, keinen oder wenig Raum haben, damit sie nicht gar zu 
dick scheinen.) Ferner puluerisiere reine Kreiden, mache solche mit rechten 
Laccfürnis {u einem Teig, uerkütte damit oben den Rand der {wey Glaser 
fein glatt, auf daß mans nicht erkennen kan, daß es qwey Gläser seyn, 
welches sich denn gar wohl thun laßet; laße es trocken werden, wanns 
wohl trocken, überstreichs wieder mit einem Penselein mit lautern Lacce 
fürnis, [aß wieder trocknen, poliers hernach mit Pimsstein; streichs 
wieder mit lautern Fürmfl an, und wanns schier trocken, so lege 
geschwind Blättlein von Gold darauf. alsdann noch einmal oder 3 
mit Laccfürniß angestrichen, so kann das Gold nimmermehr abgehen. 
Wann man an statt des Farben- und Mahl- Werks nur alt und klares 
Leinöhl in das größere Glaß gießet, solches wieder ausleeret und aus- 
tropjfen Iaßet, hernach deß Hautschen Streuglaq darein streuet, von 
allerley Couleuren, und dennoch das inwendige Glaß verguldet, so 
lrommet es noch schöner. Man lcans auf Allerley Arten bemahlen und 
belegen, nach eines jeden selbst Belieben und Gefallen, es hat auch. wann 
es recht gemacht, ein sehr feines und ergölzliches Ansehen." 
Sowohl der Umstand, dass Kuuckel die Doppelgläser nicht mit 
einer specilischen Bezeichnung benennt, sondern einfach von nsonder- 
lichen curieusen Trinkgläsernu spricht, als auch die Thatsache, dass 
zweifellos in das letzte Viertel des 17. Jahrhunderts zu datirende zwischen- 
; Erste Auflage, Frankfurt a. M. und l 
Jnz, 1579-
	        
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