met. Auf der einen Halbkugel lautet eine Inschrift:
COMETARUM VARIAE SPECCTES, auf der ande-
ren Halbkugel SYSTEMA NOVUM COMETAFIUM,
außerdem sind dargestellt verschiedene Bahnen
der Planeten (Sonne), Merkur, Venus, Erde und
Mond, Mars, Jupiter, Saturn.
Die Kometenbiider sind ganz In der Art, wie sie auf
Elnblattholzschnitten und Flugblättern seit dem
späten 16. Jahrhundert dargestellt werden, zu-
meist im Zusammenhang mit großen Katastro
phen, wie etwa dem Tod eines Monarchen. (Vgl.
Aufsatz H. Egger: "Teilnahme der Natur...li in: Al-
te und moderne Kunst, 17. Jg. 121, S. 16ft., dort
auch Analyse der einzelnen Kometenformen.)
Die neunte Kugel hat einen Durchmesser von
89 mm und zeigt verschiedene Berge und meteoro
logische Darstellungen (Abb. 11 - 13). lnschriften:
OLYMPUS, CAUCASUS, TENERIFFA, IUGA CAR-
PATHIA. weiters Zeichnungen von Biasköpfen,
Blitzen, Regen oder Schneedarsteliungen.
4 Winde durch je zwei blasende Putten dargestellt
4 Elemente: Feuer, Wasser, Luft und Erde - diese
durch die Berge symbolisiert
4 Berge: sollten herkömmlicher barocker Ikone
graphie zufolge die 4 Kontinente darstellen. Olym-
pus - Europa, Caucasus - Asien, Teneriffa -
Afrika, luga carpathia? Amerika?
luga carpathia müßte also ein Gebirge in Amerika
sein, wofür aber kein Beleg gefunden werden
konnte. Daher muß in diesem besonderen Fall ei-
ne sehr merkwürdige und problematische Abwei-
chung vom normalen ikonographischen Aufbau
vorliegen. Zunächst ist die Zusammenstellung der
Berge auffallend, unter denen eben am schwierig-
sten die Juga carpathia (Abb. 13) einzuordnen
sind. Die Karpaten scheiden in diesem Zusam-
menhang völlig aus, sie werden im Orbis Latinus
(Braunschweig 1972) Carpatiües) montes oder
Carpatici montes - Carpates montes genannt.
Juga Carpetana ist die Slerra de Guadarrama, ein
Gebirge nördlich von Madrid. Prüft man Ortelius
(Theatrum orbis terrarum, Antwerpen 1598) oder
die Cosmographia von Münster (Sebastian Mün-
ster. Cosmographia, Basel 1546). so zeigt sich
neuerdings, daß in wNeu-Spanien- (Amerika) kein
Gebirgszug dieses Namens existiert. Daher muß
hierfür eine andere Vorstellung von Bedeutung
sein. Gemaß der bisher beobachteten hierarchi-
schen Ordnung alles Seins unter Einbeziehung
der Weltzeltalterlehre muB nun das 4. Zeitalter,
das des Menschen, der Heroen folgen, dem die
Helden der troischen und thebanischen Sagen-
kreise angehören. (Heslod Werke 106- 201, siehe
auch Hunger Lex. d. griech. und röm. Mythologie,
Wien 1953, S. 425.) in Hinblick auf die gegebene
Parallelisierung von christlicher und antiker
Seinsiehre kann nur auf Herakles geschlossen
werden, der vor allem im 18. Jh., und da besonders
in Österreich unter Karl Vi., als Herakles antiquus
dem Herakles Christianus gleichgestellt wurde.
Unter den Taten des Herakles, die in weiteste Fer-
ne ausgedehnt wurden, sind seine 6. und 10. zu
nennen. Einmal erreicht er den weitesten Osten,
zum anderen den weitesten Westen der antiken
Welt, und beide dieser Taten, mit ihrer Er-
streckung in so weit entfernte Gegenden, gaben
dem antiken Mythoiogen Veranlassung zu vielfa-
chen Ausschmückungen.
Beginnen wir zunächst mit der Tat im weitesten
Westen, die Rinder des Geryoneus zu holen, der
auf der Insel Erytheia wohnte. Diese Insel, die röt-
liche genannt, wlag im okeanos bei Gadeira, jen-
seits der Säulen des Herakles" (Herodot, 4, 8. Hi-
slorien, Dt. Gesamtausg, Stuttg. 1963) und ist auf
Herodots Welttafel (nach einem Versuch einer Re-
konstruktion nach Niebuhr) neben dieser ohne Be-
zeichnung eingetragen. Herakles hatte Europa
und Libyen durchzogen und ist nan den Oceanum
komentl und hat wann beden gestadenll (Straße
10
von Gibraltar) rtseüin vffgericht..., das er ein ewi-
ge gedechtnus hlnder im iieB...il, daß er ttdie
Bergt die ttaneinander gwesen von einander
hab graben lassen dormit man von einem mhör
inn das ander kommen mochten. (Diod. Sic. 5.
Buch 18. und 19. Tat Hercuii; Diodorus Siculus,
Heydenweldt, Basel 1554.)
Danach kam er an jene Insel Erytheia. die vielfach
zu lokalisieren versucht worden ist. Nach Zedler
(Universailex. Bd. 42, 1744, S. B58) brach der hoch-
ste Berg der lnsei Teneriffa, der Pico de Teyde, der
zu den großartigsten Vulkanen der Erde gehört,
1704-06 zum letzten Male aus, und dieser Aus-
bruch war 300 km weit sichtbar. Auch erwahnt
Zedler, daß die Spitze dieses Berges das ganze
Jahr mit Schnee bedeckt Ist.
Zurück zur 9. Kugel: Den Zeitereignissen entspre
chend konnte in diesem Falle Teneriffa als die röt-
liche, westliche Insel Erytheia genommen worden
sein, und über ihr wird Schnee gezeigt, um auf ihre
geographische Besonderheit hinzuweisen (Abb.
11).
nDanach ist Herakles, als er die Rinder des Geryo-
nes forttrieb, In das damals noch unbewohnte
Land gekommen, das jetzt die Skythen bewohnen.
Geryones wohnte fern vom Pontos; sein Wohnsitz
war eine von den Helienen Erytheia genannte In-
sel bei Gadeira jenseits der Säulen des Herakles.
Der Okeanos, so geht die Sage, fließt vorn Auf-
gang der Sonne aus rings um die Erde, was sich
jedoch nicht nachweisen iäßt. Also von dort her
gelangte Herakles auch nach dem Skythenlandel-
(Herodot, 418).
Wo ab er war in der Antike, wo zur Zeit des Barock
das Skytheniand?
Diodorus Siculus zufolge kam Herakles bei der (6.)
ihm auferlegten Tat, den Gürtel der Amazonenko-
nigin Hyppoiite zu holen (Diod. Sic. 5. Buch Hercu-
iis fünffezehnde that), zum Fluß Thermodoontis,
der am Pontus, am Schwarzen Meer liegt. (Vgl.
Kühlers Anleitung zur Alten und Mittleren Geogra-
phie 3. Teil, Nürnberg 1765, Karte zwischen S. 46
und 47.) Diese Tat aber führte Herakles am weite-
sten nach Osten nach Asien und gab den Mytho-
graphen Veranlassung zur Ausschmückung mit
Nebenabenteuern. Allen voran Herodot, der Hera-
kies irgendwohin in das Skytheniand gelangen
Iäßt, wo er einem Mischwesen, halb Jungfrau,
halb Schlange begegnet, die ihn zum Beischlaf
zwingt. Mit ihr zeugt er drei Söhne, darunter Sky-
thes, der zum Stammvater aller skythischen Köni-
ge werden sollte. Die Meinung, wo aber das Sky-
theniand und jenes der so eng mit den Skythen
verbundenen Amazonen tatsächlich gelegen war,
geht sowohl bei den antiken Autoren (einschließ-
lich Herodot IV, 8 bis 12) als auch bei den ba-
rocken auseinander.
Zedier unterscheidet drei Gruppen von Skythen
und Amazonen, die alle In Asia oder Afrika ihre Ko-
nigreiche hatten. in den Beschreibungen und den
Karten bei Kühler finden wir die Skythen von Klein-
asien bis an die West- und Nordgrenze von Indien.
Offenbar ist zur Zeit der ersten Hälfte des 18. Jh.s
trSkythenlr ein Sammelbegriff für alle weniger be
kannten, geheimnisvollen Gebiete Asiens. Inmit-
ten dieses Gebietes aber, zwischen dem Pontus.
dem Kaspischen Meer und dem Indus, an dem im
mer noch Skythen hausen, liegt Parthia inmitten
von Persien, in dessen Sagenkrels Herakles der an
den Himmel versetzte Orion ist - mit seinem Ge
birge Juga Parihlene. Dieses ist es wohl, das als
wJuga Carpathiatt falschiich auf der Kugel einge-
tragen, und will nichts anderes als Herkuies' öst-
lichsten Weg bezeichnen. (Vgl. Köhler, Anleitung
zu der Alten und Mittleren Geographie. 3. Teil,
Kap. XV, Karte zw. pag. 7D und 71.)
Als Herakles seine 12. Tat auszuführen hatte, die
goldenen Äpfel der Hesperiden zu holen, eriegte
er am Caucasus (Abb. 12) den Adler, der die Leber
Anmerkung 12 (s. Text S. 9)
" vislo von den in der Folge genannten Astronomen und Beobach-
tern sind auch heute allgemein bekannt. Zu einigen mögen tel-
gende Bemerkungen dienen:
nlcclou. Giovanni Battista
Jesuit. ital. Astronom. Ferrara 11. 4. 159a e 25. e. 1671 Bologna.
Behandelt in seinem Aimagestum novum (2. Bd., Bologna 1551)
ausliihrllch das Für und Wider der ltopernikanischen Theorie. die
er ablehnte. Er vertaßte auch eine coographla et hydrograohra re-
lorrnanda (Bologna 1561). eine Chronologia ratorrnota (s Tia., Bo-
iogna tses) und eine Astronomia reformeta (2 Tie.. Bologna 1665).
Ernst zihnor. Astronomie, Geschichte ihrer Probleme. Verlag Kari
Aiber. Freiburg-München 1951, s. 2:15:
Haiiey richtet 1716 einen Aufruf zur Beobachtung des vcnus-
durchganges durch die Sorlnertschelbe und schreibt darin: l-Es ist
wohlbekannt. dal! die Entfernung der Sonne von der Erde von ver-
schiedenen Astronomen vorschicdcn angenommen wird. Ptole-
mius und seine Nachfolger. WIE auch Coppernicus und Tycho
Brahe haben sie zu 1200 Erdhalbmesser angesetzt. Kepler zu bei-
nahe 3500; Riccioli verdoppelte diese letzte Entfernung. und Have-
lius machte sie nur halb so groß. . . .-
WIESEL. Johann
Ernst Zinner. Deutsche und niederländische mathematische inn
strumente des tt. - 1a. Jahrhunderts, c.ti. Beck'sche Verlags-
buchhendiurlg München, MCMLVI, s. ses
Johann Wiesel. geboren zu Augsburg lses. wurde im Linsen-
schleifen von Ant. Maria scnyrtaus de Rheita unterrichtet. baute
sich selbst ein großes Fernrohr, mit dem er von tsao bis 1649 die
Planeten beobachtete. Erstarb nach lseo Ergaitais hervorragen-
dar Optiker, auch stellte er Mikroskope her.
s 219. 301
Joh. Wiesel stellte tiir Einlmart Fernrohre her
STURM, Johann Christoph
Ernst Zinner. Deutsche und niederländische lnstrumcntc a.a. ..
s. 54a
Johann Christoph Sturm. geboren am a. 1 1. 1535. seil tses Profes-
sor der Mathematik und Physik an der Universität inAlldori. wo er
am 25.12. 110a starb. Er wurde durch seine Lehrbücher bekannt
und stellte In Nurnberg in doh Jahren 1s11aao zahlreiche Beob-
echtungen der magnetischen Mißweisling an. wobei er sorgfältig
dia Lage der Mittagslinie bestimmte, wie aus der Figur in der Epi-
stula von 1sa2 hervorgeht.
ErnstZlnner. Astronomie. Geschichte ihrerProbiemea a.0. s. 191
Newton schreibt zur Planeten-Theorie in nzhilosoohiac naturaiis
orinclola mathcmatlca- teas im Kapitel nVon den Ursachen des
Weltsystems-r, 5 2a. Lehrsatz. Ebbe und Flut des Moores werden
durch die Wirkungen der Sonne und des Mondes hervorgebracht.
-. . . Der großts Unterschied dieser Fluten tritttaul die Zeit dsrsol-
atitlan. besonders wenn der aulstolganda knotarl des Mondss im
ersten Punkt des Widdars liegt. Dies stimmt mit der Ertehrurlg
tiboroin, denn im wintsr sind die Morgenflliten großer als die des
Abends; im Sommer ist das Umgekehrte der Feil. ln Plymouth
steigt dieser untorschlad ault Fuß, lrl Bristoiaui15 Zoll. wie cbls-
press und sturm beobachtet haben.-
FONTANA
Ernst Zinner. Astronomie, Geschichte ihrer Probleme 3.1.0.
S. 280
Huygens schreibt 1556 unter -Neue Beobachtung über den Mond
Saturns- h. .. ich erwarte nämlich. daß Ende April, wenn nicht
schon eher. die Arme Satums wieder erscheinen werden. nicht ge-
krümmt. wie man sie von Fr. Fcntana und Hevelius gezeichnet
sieht. sondern als gradiinige Auswüchse aui beiden Seiten. wenn
sie mit einem besseren Fernrohr betrachtet werden: denn im ge-
wohnlichen Fernrohr werden sie als kleine Scheiben Zu stehen
sein, wie sie sich zuerst Galilei Zeigten. . . .-
5.281182 __
Huygens schreibt tsss -Uber das saiurnsyslcm-
-. . Jedoch stellte man lest. dalB die Ereignisse seine vcrhorsligon
nicht bestätigten, wie er (Galilei!) es gehutft hatte. und dlB Saturn
sich nicht begnügte. nur in 2 verschiedenen Zuständen 2u er-
scheinen. Später zeigten sich andere erstaunliche und sonderbare
Formen. deren erste Beschreibungen 7 meines Wissens - Giu-
seppe Biancani und Franceseo Fontana gegeben haben, Formen
so ungewöhnlich. deß viele sie für optische Täuschungen und für
Spiegelungen der Linsen eher als für himmlische Erscheinungen
hielten, bisleslgestelltwurde. deß. dB mehrere dasselbe sahen. die
Nachrichten nicht auf einer voreiligen Anzeige beruhten. . . .1
HOOKE. Robert
englischer Naturforscher. geb. Freshwater (Insel Wright) was.
gest. in London 110a. war zunächst Assistent bei n. Boyle, seit
tses Prof. d. Geometrie am Gresham collaga in London. von
1511412 Sekretär d. Ftoyai Society. H. verbesserte borsits bekannte
Verfahren und Geräte, z.e. die Luftpumpe und des zusammenge-
setzte Mikroskop (beschrieben in seiner Micrographia 1664). tt.
warvieitach in Prioritätsstreitigkeiten verwickelt. z.e. mit Huygens.
Hevelius und Newton, schlug u a. den Elsschmalzounkt als Null-
punkt d. Thermometerskeia (1664) vor, orkannts die Konstanz des
schmolz und Siedepunktes der stotla (tssa) und beobachtete
erstmals die Schwarzen Flecke an Seifenblasen. Er gab eine bo-
orllllich gute Definition der Elastizität und stellte 1619 dia Hocke-
schon Gesetze aul.
GRIMALDI, Francesco Maria
Jesuit und Mathematiker, geb. 2. 4. 1515 in Bologna, starb als Leh-
rer der Mathematik im Ordenskoilegium zu Bologna am 28. 12.
1663. Er lieferte eine genaue Beschreibung der Mbndllecke, ent-
deckte die Dittraktion des Lichtes und gab in der Jhysico-mathe-
sis de iuminem coioribus etiride ailiisque adnexis libri li (Bologna
1565) den ersten Versuch einer Weiienthoorie des Lichtes.
KIRCHEH, Athanasius
Ernst Zinner. Deutsche und niederländische Instrumente a.a.O..
S. 406
Athanasius Kircher, geboren am 2. Mai 1602 in Geisa, besuchte
das Jesuitenkoileg in Fulda, trat 1518 in den Jssuitenorden zu P!-
derborn ein. 1633 Professor der Mathematik und Physik am römi-
schen Seminar zu Rom. Hier starb er nach der vorörienllichung
zahlreicher Buche! am so oktobsr tseo. Er bateßte sich u a mit
der l-lerstctlung von Sonnenuhren, erlartd lür die Feldmessung
Seinen -Perttomolrum- genannten MeBtisch und vorbsssorto die
Satlwtugs.
Athanlslus Klrchsr. Ars Magna Lucis et Umbrae bei oarlhtrrrl
Janssonium a waesbcrgd. m79 Amsterdam. s. 2 tt. bringt eine eo-
schreibung der Sonnilecken und erwähnt, daB die Sonne nicht
cino teste kugsl sei. sondern aus Festem und Fltlssigem bostohc. e
EineAbbildung zeigt die Sonne mit grolailiichigon dunklen Stellen.
Scheiner wird erwähnt.