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werden, die keineswegs immer als wünschbar bezeichnet werden können.
Dies Streben nach Freiheit, dies Streben nach höheren Kulturwerten voll-
zieht sich ohne Phrasen, wie sie von den wenig überlegenden Urnstürzlern
aller Zeiten in vollstem Unverständnis für die Bedingungen, unter denen
sich große Wechselbewegungen ohne scharf einschneidende Schädigungen
vollziehen können, gebraucht wurden. Es dokumentiert sich im ganzen eben
eines, das man unverhohlen anerkennen muß, es ist dies: Überlegene Kultur.
Was diese für eine Nation zu bedeuten hat, braucht nicht weiter erörtert
zu werden.
England hat der übrigen Welt schon mehr denn einmal neue Wege
der Kunst, der Kultur erschlossen. Was in den paar Aufsätzen hier behandelt
worden ist, wird in einem Jahrzehnt schon als kleiner Bruchteil dieser neuen
Kulturarbeit gelten. Untersuchungen über den Kräfteverfall und die Neu-
erzeugung von Kräften sind gewiß immer wünschenswert. Höher aber
steht doch die schaffende Tat. Sie allein wirkt ausschlaggebend. Wo die
Erziehungspolitik nicht ausgiebig für jenes Zentrum sorgt, von dem schließ-
lich ja alles übrige abhängt, für die Wohnung und ihren charakterbildenden
Einßuß, da bleibt sie lückenhaft, unvollkommen und dementsprechend ihre
Resultate.
Dl_E ANFÄNGE DER FAYENCEFABRIK ZU
KUNERSBERG 54b VON TH. RASPE-HAMBURG
IN eigentürnlicher Gegensatz besteht in der wissen-
schaftlichen Bearbeitung der deutschen und der
ausländischen Fayencefabriken. Man kann mitunter
sagen, die Forschung steht im umgekehrten Ver-
hältnis zu der Bedeutung des Gegenstands. Wäh-
rend in England und vor allem in Frankreich schon
längst über kleine, in Form und Dekoration unselb-
ständige Werkstätten ganze Bücher mit oft farbigen
Abbildungen existieren, findet man deutsche Manu-
fakturen mit künstlerisch beachtenswerten Lei-
stungen nur in Handbüchern erwähnt. So ist noch heute für weite Gebiete
Brinckmanns x8g4 erschienener „Führer" durch das Hamburger Museum die
einzige Quelle.
Abgesehen von den zahlreichen Einzelstücken und Gruppen, die sich
ohne einen sicheren Anhaltspunkt nur schwer lokalisieren lassen, verdienen
wenigstens die bezeichneten Fayencen abschnittweise genaue Veröffent-
lichungen, aus denen dann wieder zusammenfassende Arbeiten erwachsen
können.
Für kunsthistorische Untersuchungen bleiben archivalische Vorstudien
eine unerläßliche Grundlage. Wie durch solche Vorarbeit plötzlich bekannte