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Volltext: Monatszeitschrift XI (1908 / Heft 3)

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verleitet uns zu der Annahme, daß der Krug vielleicht das erste bedeutendere 
Probestück oder besser Meisterwerk der jungen Manufaktur vorstellt. Die 
Malerei - in Farbenzusammenstellung und Ausführung gleich hervorragend 
_ gehört ohne Zweifel zu dem künstlerisch wie technisch vollendetsten, was 
uns überhaupt an deutscher Fayencemalerei überliefert ist. Eine lediglich 
füllende Szenerie, bestehend aus rings herumfließendem Wasser, Felsen und 
einer mit Mauern und Türmen bewehrten Stadt, bildet den Hintergrund. 
Darüber ist der Himmel mit kräftig abgesetzten Pinselstrichen in so leuch- 
tendem Unterglasurblau gemalt, daß man an urbinatische Majoliken erinnert 
wird. Das Blau wird von hellen Wolken unterbrochen, die verbunden mit 
grauer Zeichnung gelbe Lichter enthalten. Auch das Erdreich des Vorder- 
grunds ist in wirkungsvoller Farbenvereinigung ausgeführt, und zwar vor- 
wiegend in grünlichem Blau und starkem Gelb, wozu noch ein charakte- 
ristisches Braun der Zeichnung tritt. Darauf stehen drei in Graugrün gezeich- 
nete, braun konturierte Tiere, ein Schaf, ein Ziegenbock und ein Zicklein, in 
einer Anordnung, als wären sie einem Naturgeschichtswerk entnommen. 
Den Henkel schmückt eine Weinlaubranke, gleich dem Rebstock neben dem 
Zicklein in Blaugrau gemalt. Die Vereinigung von kühnen und milden Farben, 
von Großzügigkeit und meisterhafter Feinarbeit hat ein Werk geschaffen, das 
wie ein Widmungsstück für den Besitzer der Fayencefabrik anmutet. 
Ob der Urheber dieses Krugs in den Öttinger Künstlerkreisen zu suchen 
ist, ob überhaupt die ersten Künersberger Arbeiten irgendwie in Palette und 
Dekor an die Eigenheiten der älteren Manufaktur anknüpfen, müssen erst 
weitere Untersuchungen entscheiden; jedenfalls kommt auf unserem Krug 
die bezeichnendste von den stumpfen Schrattenhofener Farben, das bläuliche 
Grün, in einer anderen, tieferen Tönung vor, während die ganze Malerei, wie 
gesagt, in ihrer Art vorläufig vereinzelt dasteht. Sicher ist es freilich, daß der 
Direktor Conradi zahlreich die ihm bekannten Fayencearbeiter aus Schratten- 
hofen herüberkommen ließ, das ergibt sich schon aus den von Zais aufge- 
führten Namen. 
Es mag an dieser Stelle erwähnt werden, daß das Hamburger Museum 
einen „Schrattenhoffen" bezeichneten Krug besitzt", der als Vergleichsstück 
möglicherweise in Betracht zu ziehen ist. Wenigstens ist es nicht ausge- 
schlossen, daß die Initialen des Zinndeckels j. C. und TS (verschlungen) zu 
„Johann Conradi, Tiergarten-Schrattenhofen" zu ergänzen sind. Dann hätte 
also der Krug zum persönlichen Besitz des Direktors gehört und ist mit ihm 
nach Künersberg übergesiedelt. 
Den Höhepunkt dieser kleinen Fabriken pflegen die ersten Jahre zu 
bilden, wo einige vortreffliche Reklamestücke den Beweis der Existenz- 
berechtigung bringen müssen, ehe man vornehmlich auf Handelsware herab- 
geht. Wenn von Küner schon 1748 berichtet wird "i", daß geschäftliche Miß- 
erfolge ihn ohne den Besitz des kaiserlichen Privilegiums zur Aufgabe seines 
' ahreshericht des Museums 1896, Seite 24. Vergleiche Diemand a. a. O. Seite n . 
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""' Zais, a. a. 0., Seite 50.
	        
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