mit der herrlichen Wasserträgerin und dem Scherenschleifer Landesgalerie in Budapest
geworden. Graphisches ist in vorzüglicher Qualität vorhanden. In der k. k. Hofbibliothek ins-
besondere die Caprichos. (Als Kuriosum, das ja aber die Regel ist, mag bemerkt werden, daß
sie in der Zeit der Wertlosigkeit um I8 Kreuzer bis x Gulden 48 Kreuzer Konventionsmünze
pro Blatt gekauft wurden. Ähnlich die x86 Handzeichnungen des Prado-Museums noch im
Jahre x878 en bloc um 5oo Escudos!) Die Albertina steht nicht so voran. Sie hat unter
anderem die Proverbios in zweiter Ausgabe. Die erste, hier ausgestellte, besitzt Dr. Julius
Hofmann, Verfasser des ausgezeichneten erklärenden Katalogs der Goyasehen Graphik
(Wien, Verlag der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst). Aus seinem Besitz sieht man
auch das unvergleichliche Exemplar der Desastres, in Drucken vor der ersten Ausgabe
(1863), offenbar Druck- und Papierversuche, zum Teil auf Makulaturpapier gedruckt, auf
der Rückseite mit Flaxmanschen Bildern zum Dante und zur llias, aus einer spanischen
Ausgabe von i860. Dieses Exemplar übertrifft an Schönheit bei weitem auch das berühmte
der lVlrs. Jay in Frankfurt. Die Tauromaquia ist aus der Sammlung Gottfried Eißler in erster
Ausgabe versorgt, desgleichen die Radierungen nach Bildern des Velazquez (zwei aus dem
Besitz des Altgrafen August zu Salm-Reifferscheidt). Aus Eißlerschem Besitz ferner eine
Reihe unedierter Blätter aus den Serien, mehrere hervorragende Einzelblätter, voran der
„Garrotierte", und drei Steindrucke aus den Toros de Bordeos. I-liezu kommen noch 38
meisterhafte l-landzeichnungen aus dem Besitz des bekannten Velazquez-Monographen
Don Aureliano Beruete in Madrid. So ist dieser Teil der Ausstellung in der Tat ein
Ereignis. Aber auch die Gemälde aus den verschiedensten Lebensjahren geben, da man
den Prado ja nicht für Wien ausborgen kann, einen guten Begriff von einigen Seiten
der Goyaschen Kunst. Minderwertiges ist überhaupt nicht vorhanden. Die Porträtkunst
Goyas zeigt sich unter mancherlei Aspekten, von Velazquez, den Engländern, den Fran-
zosen des Rokoko und Directoire, von Gerard, ja noch von Gros und Gericault beeinilußt.
Nichts Gemaltes blieb ihm fremd, insbesondere beachtete er die neuesten französischen
Malmoden gewissenhaft. Einen Afrancesado schalten ihn die Landsleute. Aber sein geniales
Temperament und eine urspanische Seele verdauten das alles. Die früh eingetretene Taub-
heit trug auch bei, daB sein Wesen sich auf sich selbst zusarnmendrängte, und die schauer-
liehen Erlebnisse der l-lalbinselkriege nährten die phantastische Wildheit seiner General-
stimmung. Unter den jetzt Miethkeschen Bildern steht das lebensgroße Sitzbildnis der
jungen Gattin des Kunstschriftstellers Cean Bermudez (aus der Sammlung des Marques
de Casa Torres) voran. Grauseidene Rokokotoilette, schwirrend von Spitzen und blauen
Bändern, im Schoß ein rotsamtenes Stickpölsterchen. Das Alles mit virtuoser Gewandtheit
hingetändelt und dennoch mit einer gewissen Nervigkeit, die die Pariser nicht haben. Die
Behandlung des geröteten Fleischtons als herkömmlich feste Farbkruste ohne lockerndes
Lichtmoment zeigt die Nachhaltigkeit der alten Schule auch bei einem solchen Freizügler.
Erstklassig ist ferner das Brustbild des Torero Pedro Romero (Sammlung des Duque de
Veragua), dessen Replik von Goyas Hand aus der Sammlung R. Kann diesen Winter für
120.000 Franken an die Sammlung Huntington in Newyork verkauft wurde. Vor dunkel-
grauer Luft wirkt der gelbbraune Teint ungemein tonig; die schwarze Jacke, deren rotes
Futter zarte Reflexe über den Silberstoff der Weste haucht, dazu ein Stück des schnupf-
tabakbraunen Mantels schließen sich zu einem eigenen Akkord zusammen. Die schlichte,
jedem Witz ausweichende Behandlung, die es doch zu ausgiebiger Wirkung bringt, stempelt
das Bild zum Meisterwerk. Im Zeichen der französischen Romantik steht das Brustbild
eines reich uniformierten Offiziers, mit der Inschrift: „Fluctibus reipublicae expulsus.
Pintado por Goya r8x5". Ganz durchtränkt mit spanischer Schwärze, auch im Fleisch,
bei doch emailiger Behandlung, wirkt dieses Kolorit so national als nur möglich. Le noir
sans phrase möchte man von einem Szenenbild sagen, das eine hübsche Manola in weißer
Spitzenmantilla von vier l-Iäschern gepackt darstellt, deren einer ihr mit der Blendlaterne
ins Gesicht leuchtet (aus der Sammlung Don Solis Gil in Valencia). Statt Rembrandtscher
Wohligkeit haben diese Nachtschatten etwas feindselig Brutales, diese Finsternis ist von