wurde eingehend berücksichtigt, ohne das Buch mit Unbedeutendem oder Nebensächlichem
zu beschweren und dank der bereits vorliegenden historischen Forschung ist es dem Ver-
fasser gelungen, diesen wichtigsten Teil seiner Ausführung in lebendiger und fesselnder
Form zur Darstellung zu bringen. jede der vier größeren künstlerischen Epochen wird
dem Leser unter Herbeiziehung einer ansehnlichen Zahl von Beispielen vor Augen geführt.
Die Entwicklung unter Böttger, die unter Herold, der weitere Fortschritt unter Kändler und
die Periode von Kändler bis Marcolini. Die nachklassische Zeit Meißens und die neuere
und neueste Produktion zu schildern, behält sich der Verfasser für einen zweiten Band
vor, der im nächsten jahre erscheinen soll.
Einleitend befaßt sich Doenges mit der Frage, ob die Priorität der Erfindung des Por-
zellans Böttger oder Tschirnhausen zuzuschreiben sei, da in neuester Zeit sowohl durch
Professor Dr. Reinhardt wie durch Hermann Peters der Nachweis versucht wurde, daB
Tschimhausen als eigentlicher Erfinder des europäischen Porzellans anzusehen sei.
Wie nach den Ausführungen Dr. Ernst Zimmermanns im Neuen Archiv für sächsische
Geschichte und Altertumskunde, Band 28, zu erwarten war, entscheidet er sich für Böttger.
Eine sehr interessante und hier zum ersten Mal publizierte Arbeit aus der Zeit Böttgers
ist der Trinkbecher in Form eines Schlüssels aus weißem, plastisch verziertem Porzellan,
in dem August dem Starken bei einem Besuch Meißens der Willkommtrunk kredenzt
wurde. Auch eine Reihe von Modellen für Figuren von Kändler, Eberlein, Friedrich Elias
Mayer, Acier und anderen sind hier zum ersten Mal publiziert und namentlich verdienen
die Reproduktionen aus der Sammlung C. H. Fischer in Dresden besondere Beachtung.
Das Hauptverdienst des Buches liegt aber in der umsichtigen Ausnutzung der gesamten
einschlägigen Literatur, in der ansprechenden, klaren Darstellung und in der übersichtlichen
Anordnung und Zusammenfassung des Stoffes.
Von besonderem Wert für den Sammler wird das Buch durch die eingehende Be-
sprechung des Markenwesens. Der Verfasser hat nicht allein alle bei Berling abgebildeten
Marken aufgenommen, sondern die mannigfachen Typen noch um eine bedeutende Zahl
vermehrt. Überdies fügt er den Meißener Marken noch eine große Anzahl älterer deutscher,
französischer und holländischer Marken hinzu, die der Meißener Marke ähnlich sind, und
unterläßt es nicht, überall, wo sich Gelegenheit hiezu bietet, den Sammlern willkommene
Winke und Ratschläge zu geben, so daß Doenges Arbeit in weiteren Kreisen Freunde
finden wird. J. Folnesics
EUE KATALOGE DES PRAGER KUNSTGEWERBEMUSEUMS.
Für eine Ausstellung, deren Zweck darin bestand, die Entstehung der Porzellan- und
Steingutindustrie Böhmens zur Anschauung zu bringen und die vom 21. November 1907
bis 26. Jänner 1908 in den Räumen des Kunstgewerblichen Museums der Prager Handels-
und Gewerbekammer stattfand, hat die Direktion dieses Museums unter hervorragender
Beteiligung des Herrn Dr. F. jiröik einen Katalog herausgegeben, der sich als Arbeit von
dauerndem Wert darstellti. Der großen Anzahl in Betracht kommender Fabriken ent-
sprechend, gliedert sich der Katalog in eine Reihe von Abschnitten, an deren Spitze ein
kurzer historischer Überblick über Entstehung, Verlauf, charakteristische Eigenart und
Markenwesen des betreffenden Unternehmens Aufschluß gibt. So werden wir der Reihe
nach vor die Steinguterzeugnisse von Prag, Teinitz a. d. Sazawa, Dallwitz, Schelten, Bistritz,
Alt-Rohlau, Klentsch und Bodenbach geführt.
In den Anfang der neunziger ]ahre des XVIII. Jahrhunderts reichen bekanntlich die
Gründungen der Porzellanfabriken in Böhmen zurück. Da ist es vor allem Klösterle, ferner
Schlaggenwald, dann Pirkenhammer, Gießhübel, Elbogen, Fischern, Unter-Chodau und
Prag, deren älteste Erzeugnisse in charakteristischen Stücken beschrieben werden.
Ergänzend treten zu dieser Schau böhmischer Steingut- und Porzellanfabriken noch
die Fayence-Erzeugnisse von Holitsch, Proskau und Weißkirchen hinzu. Auch einige
" Katalog der Ausstellung von keramischen- und Glasarbeiten böhmischen Ursprungs. Prag 1908.