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akademischen Bildungsgang Niedermayers, des ersten Modellmeisters der
Fabrik, dem die Gruppen wohl zuzuschreiben sind, lassen sich derartige
Sujets sehr gut erklären.
Aus den ausgestellt gewesenen Meißener Porzellanen möchte ich nur
eine braune, polierte Böttcherkanne mit eingeschnittener, gekrönter Wappen-
kartusche hervorheben, die der Gräfin Imre Szechenyi gehört (Katalog III,
37). Es trifft sich hübsch, daß dasselbe Modell mit einer ähnlichen Kartusche,
aus dem Besitz des Fürsten Franz Josef Auersperg in Slatinan, in der Aus-
stellung von europäischem Porzellan, die das Troppauer Museum 1906 veran-
staltet hat, zu sehen war (Katalog dieser Ausstellung r). Dieses letztere
Ausstellung in Budapest, Chinesische blaue Porzellankumrne mit goldenen Ranken, in Frankreich um 1750 in
Goldbronze montiert, Gräfin Aladär Andrässy (Kat. III, 17)
Exemplar hat auf dem Boden einen Zettel mit der gleichzeitigen Notiz auf-
geklebt, die besagt, daß es die „erste Prob von der Sächsischen Porcelain-
Fabrique" sei, „von Ihrer Mayt. der Kayserin Elisabeth der Freyle Gabriele
von Pichlern geschenkt 1746".
Unter den Erzeugnissen der übrigen europäischen Porzellanfabriken be-
schränke ich mich auf wenige Stichproben. Die hübsche, gut und geschmack-
voll bemalte Gruppe eines vornehmen Paares, der Kavalier stehend mit den
Notenblättern, die Dame sitzend, mit der Mandoline seinen Gesang begleitend
und in graziöser Bewegung zu ihm aufsehend, trägt zwar keine Marke, ist
aber wohl zweifellos der thüringischen Fabrik zu Wallendorf zuzuschreiben
(Frau Selma von Straßer-Feldau, Katalog XII, 31). Den Nymphenburger
Rautenschild trägt die unbemalte Gruppe des Saturn, der die Rhea in seinen