EN großen Reichtum Ungams an alten Kunstwerken
haben uns verschiedene Ausstellungen gezeigt,
so die der Goldschmiedearbeiten des Jahres 1884,
die für die Geschichte der Goldschmiedekunst
von Bedeutung wurde, dann die Millenniums-
ausstellung, endlich die retrospektive Abteilung
der ungarischen Ausstellung in Paris 1900. Aber
das war in erster Linie alter Besitz der Kirchen, der
Klöster und des Adels. Der Typus des modernen
Kunstsammlers war mehr vereinzelt in Ungarn.
jetzt ist er geschaffen und die erste Ausstellung
von Kunstwerken aus Privatbesitz, die Hofrat von Radisics im Landes-
Kunstgewerbemuseum veranstaltet hat, ist von höchster Bedeutung für die
kunstgeschichtlichen Interessen in Ungarn. Zwar bilden immer noch die
Schätze des Adels den wertvollsten Bestandteil dieser Ausstellung, aber
numerisch überwiegen die Objekte aus den privaten Kunstsammlungen,
unter denen eine lange Reihe be-
deutsamer Stücke zu verzeich-
nen ist. In einem glücklichen
Moment hat Hofrat von Radisics,
der in den beneidenswertesten,
denkbar besten Beziehun-
gen zu den Privatsamm-
lem steht, diese Ausstel-
lung veranstaltet, denn
das Interesse für dieselbe
war ein hochgespanntes.
In den 40 Tagen ihres Be-
stehens hat das Museum
über 56.000 Besucher re-
gistriert. Die angenehmen
und unangenehmen Be-
gleiterscheinungen blieben
nicht aus, nämlich einer-
seits Geschenke, andrerseits der
Verkauf einer der größten Privat-
sammlungen an ein Händlerkon-
sortium. Herr Friedrich Glück über-
wies dem Museum seine wertvolle
Ausstellung in Budapest, In vergoldeten: Silber montierte
Deckelschale, ungarisch, XVIIJahrhundei-t (KILLXXIL32)