des Stechens, unterstützt von den Trompetern und Trommlern, ist so stark, daß man
den Eindruck des Lärmes erhält. Die dichte Komposition ist so angeordnet, daß keine
Person besonders herausgehoben wird.
Die drei Turnierbilder in ihrer zeitlichen Reihenfolge gesehen, zeigen einen höchst
interessanten stilistischen Prozeß: In dem ersten Bild steht die genaue Schilderung
eines Stadtplatzes im Vordergrund, auf dem ein wenig differenziertes Turnier statt
findet, umgeben von vielen Zuschauern mit mehr oder weniger starker Beteiligung. Die
Darstellung hat eigentlich den Charakter eines Volksfestes.
Das zweite Turnier zeigt in einem nur mehr angedeuteten Schloßhof ein feierliches
Turnier nach streng höfischem Reglement. Im dritten Turnier wird die Bestimmung
des Platzes völlig vernachlässigt. Die realistische Darstellung einer bewegten Kampf
szene steht im Vordergrund, wobei die Kompositionsweise mit Ucellos berühmter
Schlacht im Zusammenhang steht.
Lit.: Bartsch VII, 125 — Dodgson, Cat. II, 54 — Geisberg, Einblattholzschnitte, 621 —
Hollstein VI, S. 95, Nr. 118
LUCAS CRANACH D. J.
Geboren 1515 in Wittenberg, gestorben 1586 in Weimar. Aufgewachsen als Schüler
seines Vaters, arbeitete er sein ganzes Leben als Maler und Zeichner in dessen
Werkstatt. Mehr Formalist als dieser und künstlerisch weniger bedeutend, führte er
Cranachs d. Ä. Werkstatt nach dessen Übersiedlung nach Weimar fort und übernahm
sie zur Gänze nach dem Tod seines Vaters im Jahre 1553. 1565 war er Bürgermeister
von Wittenberg. Später übersiedelte auch er an den Hof des Kurfürsten nach Weimar.
Literatur:
Passavant:
Dodgson:
Hollstein:
IV, 24 ff.
Catalogue II, S. 338ff.
VI, S. 121 ff.
Abb. 29
70 ALTARENTWURF
Lucas Cranach d. J.
Lavierte Federzeichnung, Bister, braun-graue Lavierung, 36 : 24,2 cm
Handschriftliche Ausführungsangaben und Maße
Wasserzeichen: fünfblättrige Blume, Br. 6434, bräunliches Papier
Inv.-Nr.: K. I.: 5407 (V a 5)
Offenbar erster, zum Teil etwas flüchtiger Entwurf zu einem Altar, dessen Sockel und
Altargehäuse von vertikalen Wappenfriesen gerahmt sind, und der von einem groß
angelegten Wappen bekrönt wird. Aus der mittleren Helmzier wächst ein Kreuz
empor, das Wappen flankieren Posaune blasende Putten. Das Altarbild stellt die
Ölbergszene dar, ein Engel mit Kreuz und Kelch stößt durch die Wolken. Rechts
unten Martin Luther im Gebet kniend. Die freie Form der stark malerisch wirkenden
Lavierung, die Landschaftskomposition mit dem flachen Hügel, auf dem Christus
kniet, sprechen neben dem gelösten, freien Federstrich für Lucas Cranach d. J. Vgl.
auch Christus am Ölberg, lavierte Federzeichnung in der Albertina. Der starke
Zusammenhang der Figur des knienden Luther mit den Holzschnitten der Zeit um
1548 spricht für eine Datierung des Blattes in diese Jahre.
Lit.: Vgl. J. Rosenberg, Die Zeichnungen Lucas Cranachs d. Ä., Berlin 1960, Nr. A 19
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