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Die ebene Gestaltung des Landes und die Lage seiner Kulturzentren an
der Meeresküste, der Grundzug des Handels in der Hauptbeschäftigung der
Bevölkerung waren wohl einer Bereicherung der Flora, einer intensiven
Pflege ihrer Spielarten günstig, nicht aber einer großzügigen Disposition ver-
schwenderischer Raumverhältnisse.
Es war für die besondere Entwicklung der Gartenkunst in England von
großer Bedeutung, daß holländische Gartenkünstler im Inselreich Fuß gefaßt
hatten. Es ist für die Pflege des bürgerlichen Gartens in ganz Deutschland
und Österreich von größter Wichtigkeit geblieben, daß sich der Einf-luß des
holländischen Geistes weithin längs aller Handelswege verbreitet hat.
Palmenganen vor dem Kasino in Monte-Carlo
Aber den großzügigen Typus für alle räumlich ausgedehnten Anlagen
hat erst die vom Süden beeinflußte Kunst der Spätrenaissance und Barockzeit
nördlich der Alpen festgelegt. Erst das XVII. und XVIII. Jahrhundert schufen
aus den natürlichen Hilfsmitteln des Terrains, der Vegetation ebensoviele
Ausdrucksmittel für die monumentalen Ambitionen fürstlicher Geschlechter,
für die Herrschgewalt der führenden Gesellschaftsklasse.
Viele Spuren der Tätigkeit dieser Periode sind so tief in die Erde
gegraben, so mächtig in ihrer Ausdehnung und fesselnden Wirkung,
daß selbst die Verständnislosigkeit und gärtnerische Barbarei der so zer-
störungslustigen zweiten Hälfte des XIX. Jahrhunderts nicht all ihren Zauber
vernichten konnte. Glücklicherweise sind auch viele Besitzer und Bewohner
der großen Schlösser und Landsitze gartenfreudig und einHußreich genug